Senat - Berlin:Impfung für jüngere Kinder soll bald starten

Berlin
Ein Pflaster klebt auf dem Arm eines 7-jähriges Mädchens nach erfolgter Covid-19-Impfung. Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa (Foto: dpa)

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Berlin (dpa/bb) - Über den für Mitte Dezember geplanten Start von Corona-Impfungen in Berlin für Kinder zwischen fünf und elf Jahren gehen die Ansichten deutlich auseinander. Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) kündigte am Dienstag an, entsprechende Angebote solle es nicht nur in den Impfzentren, sondern auch an Schulen geben. Dafür hat sie Zustimmung, aber auch Kritik bekommen.

Aus Sicht des Interessenverbands Berliner Schulleitungen (IBS) ist es der richtige Schritt. "Vor einem Vierteljahr hätte ich gesagt, lieber noch nicht, aber jetzt begrüße ich das", sagte IBS-Vorsitzende Astrid-Sabine Busse am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Die Leiterin einer Grundschule in Neukölln wies in dem Zusammenhang auch auf die von der Weltgesundheitsorganisation als "besorgniserregend" eingestufte Omikron-Variante des Coronavirus hin, die inzwischen in Berlin mehrfach nachgewiesen wurde.

Kalayci hatte angekündigt, derzeit würden für die geplanten Impfungen geeignete Schulen gesucht. Auch ihre Grundschule sei angefragt worden, sagte Busse. "Wir hatten bei uns auch schon mal Wochenendimpfaktionen in der Turnhalle mit großem Erfolg, aber für Erwachsene", so die Schulleiterin. Organisatorisch seien auch Impfungen für Kinder machbar: "Da muss man aber sehr genau planen, wenn es parallel zum Schulbetrieb sein soll. Aber es könnte ja auch Sonnabend, Sonntag sein."

Busse kann auch der Absicht der Gesundheitsverwaltung, in den Weihnachtsferien sowohl in den Impfzentren als auch in den Schulen Impftermine anzubieten, einiges abgewinnen: "Die Idee ist schon richtig." Für das Virus gebe es keine Feiertage, sagte die Schulleiterin. "Und die Lehrkräfte müssen nicht anwesend sein. Die impfen ja nicht, das machen die Profis."

Landeselternausschuss-Vorsitzender Norman Heise sprach sich am Mittwoch ebenfalls für die Impfungen jüngerer Kinder aus. "Das Thema ist schon etwas, das von vielen Eltern sehnsüchtig erwartet wird." Auch aus Sicht der Elternvertretung bietet sich dafür in Schulen vor allem das Wochenende an. Dann seien die Schulen leer, und Eltern könnten die Termine besser in Anspruch nehmen. Bei Kindern dieser Altersklasse müssen sie bei der Impfung dabei sein. "Wenn das Ziel lautet, ein größtmögliches Impfangebot zu machen, sollte man die Wochenenden deshalb abdecken", sagte Heise.

Heise wies darauf hin, dass es allerdings noch keine allgemeine Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission für die Fünf- bis Elfjährigen gebe. Kalayci sagte am Dienstag, eine Stiko-Empfehlung gebe es möglicherweise bereits am Donnerstag. Es sei aber denkbar, dass die Stiko zunächst keine allgemeine, sondern eine auf chronisch kranke Kinder beschränkte Impfempfehlung abgebe.

Die Gesundheitsverwaltung beruft sich dagegen auf die Gesundheitsministerkonferenz: Sie hat sich bereits Ende November dafür ausgesprochen, nach der Auslieferung des entsprechenden Biontech-Impfstoffs generell mit den Impfungen zu beginnen.

Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht zumindest Impfungen in Schulen kritisch: "Jede Impfung, jede geimpfte Person bringt uns einen Schritt näher zum Ende der Pandemie, auch Kinder", sagte der Berliner GEW-Landesvorsitzende Tom Erdmann der dpa.

"Wenn eine Familie sich entschieden hat, sich impfen zu lassen, dann sollte sie auch schnellstmöglich einen Impftermin bekommen, nicht erst in Wochen", forderte der Gewerkschafter. "Die Entscheidung soll aber in Ruhe in der Familie getroffen werden und nicht durch sozialen Druck in der Schule, innerhalb der Klassengemeinschaft beeinflusst werden."

Extrakabinen für Kinder in den Impfzentren oder Extraimpfbusse in Schulnähe seien sicher eine Möglichkeit, argumentierte Erdmann. "Ohne zusätzliches Fach-Personal können die Schulen aber nicht die Aufgabe von Impfzentren übernehmen - die Beschäftigten in den Schulen kämpfen alle an der Belastungsgrenze."

Kritik kam auch vom Berliner Landesverband der Kinder- und Jugendärzte, der die von Kalayci angekündigten Pläne nicht unterstützt, wie Verbandssprecher Jakob Maske der "taz" (Mittwoch) sagte. Eine flächendeckende Impfung ohne allgemeine Stiko-Empfehlung lehne er ab, so der Kinderarzt mit Hinweis auf mögliche Nebenwirkungen. "Gerade bei den Kindern sollten wir doch auf Nummer sicher gehen."

© dpa-infocom, dpa:211208-99-304628/2

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