Süddeutsche Zeitung

Atomanlage Sellafield:Britische Polizei nimmt Terrorverdächtige fest

Nahe der Atomanlage Sellafield hat die britische Polizei fünf Männer festgesetzt: Sie stünden unter Terrorverdacht. Die Männer waren den Beamten bei einer Fahrzeugkontrolle aufgefallen, sie sollen Filmaufnahmen von der Anlage gemacht haben.

Die britische Polizei hat fünf Männer in der Nähe der Atomanlage Sellafield festgenommen. Die Personen stünden unter Terrorverdacht, teilte die Polizei mit. Die Männer seien alle zwischen 20 und 30 Jahre alt.

Offen ist, ob es einen Zusammenhang mit dem gewaltsamen Tod von Al-Qaida-Chef Osama bin Laden gibt. Ministerpräsident David Cameron sagte, Großbritannien müsse nach Bin Ladens Tod besonders aufmerksam angesichts möglicher Terrorgefahren sein. Die Polizei teilte dagegen mit, die Untersuchungen befänden sich noch in der Anfangsphase, es sei aber derzeit kein Zusammenhang zu den Ereignissen in Pakistan auszumachen. Eine Sprecherin des Atomkraftwerks bestätigte dem Guardian die Festnahme. Die Anlage sei allerdings nicht evakuiert worden.

Die Männer seien am Montagnachmittag bei einer Fahrzeugkontrolle einer Polizeieinheit aufgefallen, die zum Schutz der Nuklearanlage in Sellafield abgestellt ist. Nach einem Bericht der BBC sollen die aus Bangladesch stammenden Männer Filmaufnahmen der Atomanlage gemacht haben. Die Festnahmen gingen offenbar nicht auf längerfristige Ermittlungen zurück. Die fünf Verdächtigen sind am Dienstagmorgen nach Manchester gebracht worden.

Nach Angaben der Polizei erfolgte die Festnahme gemäß den britischen Anti-Terror-Gesetzen, die Ermittlungen leitet eine Anti-Terror-Einheit. Paragraf 41 des britischen Anti-Terror-Gesetzes erlaubt es, Verdächtige bis zu 48 Stunden ohne Anklage festzuhalten.

In Sellafield stehen unter anderem ein Atomkraftwerk, eine Wiederaufbereitungsanlage und mehrere weitere Anlagen der Atomindustrie. Die Anlage ist seit den 1940er Jahren in Betrieb.

Sicherheitsexperten halten die Anlage für eine geradezu ideale Zielscheibe für Terroristen. In der Zeit nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 hatte es massive Kritik an britischen Behörden gegeben, wonach diese Terrorwarnungen nicht ernst genug genommen hätten.

Die Atomanlagen von Sellafield sind vor allem wegen mehrerer schwerer Unfälle berüchtigt. So kam es 1957 zu einem Feuer im Windscale-Reaktor, bei dem erhebliche Mengen radioaktiven Materials freigesetzt wurden. Die Katastrophe wurde als "Ernster Unfall" (Ines-Stufe 5) bewertet. 2005 wurde dann bekannt, dass innerhalb der Wiederaufbereitungsanlage von Sellafield über Monate unbemerkt mehr als 80.000 Liter radioaktive Flüssigkeit ausgelaufen waren.

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dpa/Reuters/hai
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