Selbstkritik:Pentagon-Studie: US-Politik gegenüber Muslimen gescheitert

Der Krieg gegen den Terrorismus sei kein Krieg gegen den Islam, erklärt Präsident Bush immer wieder. Doch die Botschaft ist in der muslimischen Welt nicht angekommen.

Die US-Regierung ist einer Studie des US-Verteidigungsministeriums zufolge mit dem Versuch gescheitert, ihre Politik der islamischen Welt angemessen darzustellen.

Selbstkritik: Libanesische und palästinensische Studenten verbrennen ein Poster des US-Präsidenten Bush vor der amerikanischen Botschaft in Awkar, nördlich von Beirut.

Libanesische und palästinensische Studenten verbrennen ein Poster des US-Präsidenten Bush vor der amerikanischen Botschaft in Awkar, nördlich von Beirut.

(Foto: Foto: Reuters)

Das "negative Bild" der USA in der Welt und ihre "verminderte Überzeugungsfähigkeit" seien das Resultat fehlender Kommunikationsstrategien, hieß es in der in Washington veröffentlichten Studie des beratenden Wissenschaftsgremiums im Pentagon. Um doch noch Erfolg zu haben, sei die gesamte Regierung von Präsident George W. Bush abwärts in ihrer Führungskraft gefordert.

"Fehler schrecken unsere Freunde ab und liefern Feinden unabsichtlich Hilfestellung", hieß es in der Untersuchung. Strategische Kommunikation sei zwar nicht das Hauptproblem, "aber ein Problem". Eine entsprechende Kommunikationsabteilung müsse daher beim Nationalen Sicherheitsrat angesiedelt werden.

"Strategien aus dem Kalten Krieg"

Die US-Regierung habe es versäumt ihre Kommunikationsstrategien aus dem Kalten Krieg der neuen Bedrohungslage durch islamischen Extremismus anzupassen.

Im Unterschied zum Kalten Krieg versuchten die USA heutzutage nicht mehr, eine Großmacht in Schach zu halten, führten die Autoren der Studie weiter aus. Vielmehr solle nun eine breite Strömung in der islamischen Welt dazu gebracht werden, die Wertvorstellungen der westlichen Moderne anzunehmen.

Die "versteckte Agenda" werde offiziell als "Krieg gegen den Terrorismus" dargestellt. Dabei werde der "strategische Fehler" begangen, dass die "islamischen 'Massen' reflexartig mit den Unterdrückten der sowjetischen Herrschaft" gleichgesetzt würden.

In moslemischen Gesellschaften gebe es keine freudige Erwartung einer Befreiung durch die USA, stellte die Untersuchung fest. Allenfalls erwarteten Moslems eine Befreiung von Regierungen, die als "ungläubige Tyranneien" gesehen würden. Eben diese Regierungen fördere und verteidige die US-Regierung aber.

Der 102-seitige Bericht wurde den Angaben zufolge am 23. September Verteidigungsminister Donald Rumsfeld vorgelegt, aber erst jetzt veröffentlicht.

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