Seite Drei über Theresa May:Sprich mich nicht an

British Prime Minister Theresa May prepares her keynote speech ahead of the final day of conference, in Manchester

Angeschlagen, isoliert und unbeliebt: Großbritanniens Premierministerin Theresa May am Dienstag in ihrem Hotelzimmer beim Schreiben ihrer Parteitagsrede.

(Foto: Christopher Furlong/Reuters)

Beim Treffen der Tories in Manchester ist Premierministerin Theresa May kaum zu sehen, und wenn, dann hat sie offenbar Angst vor der Konfrontation. Über das Elend der britischen Konservativen.

Von Cathrin Kahlweit

Vor allem in der Fußgängerzone lagern sie: müde, abgerissene, graue Gestalten. Dutzende sind es in der City, Hunderte in der ganzen Stadt. In Sichtweite des hermetisch abgeriegelten Kongresszentrums, Manchester Central, in dem die britischen Tories hinter Metallwänden und einer Armada von Polizisten ihren Parteitag abhalten, liegen sie unter löchrigen Decken im Regen. Dösen zwischen Müllsäcken, die Kneipiers und Händler nachts vor ihre Geschäfte werfen. Werden morgens von den Müllmännern gleichmütig zur Seite geschoben. Wenn sie wach sind, sind sie von vollendeter Höflichkeit. "Thank you so much, darling", rufen sie, wenn ihnen vorbeieilende Tory-Abgeordnete unter den wachen Augen der Passanten ein paar Pence in ihre eingedellten Pappbecher werfen, oder "Bless you, love". Wohnung verloren, Job verloren, Hoffnung verloren - im Königreich der hohen Preise und niedrigen Sozialhilfe geht das schnell. Aber die Form bleibt gewahrt.

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