Irgendwann, etwa in der Mitte der Verlängerung, waren keine Gesten mehr übrig. Pep Guardiola und Thomas Tuchel standen am Rand, der eine hatte die Hände in die Hüften gestützt, der andere versteckte sie in den Taschen seiner Trainingshose. Für alle Freunde von Dirigentenkunst, Pantomime sowie Schwangerschaftsgymnastik muss das enttäuschend gewesen sein, aber es war nichts mehr zu machen. Es gab zwar noch genügend zu gestikulieren, aber der weltweite Gebärdenvorrat war verbraucht. Sämtliche bekannten Hüpf-, Wink- und Fuchtelkombinationen waren von beiden Fußballtrainern in den vergangenen 100 Minuten bereits mehrfach angewendet worden, manche Gesten wurden in ihre Einzelteile zerlegt und in neuen bizarren Mustern wieder zusammengefügt. Einmal, in der zweiten Halbzeit, bückte sich Guardiola, als würde er auf einem nur für ihn erkennbaren Donnerbalken Platz nehmen, dann schob er mit den Händen in rasendem Rhythmus eine ebenfalls nur für ihn erkennbare Schwingtür auf und zu und auf und zu. Ein paar Minuten später setzte er sich auf den Boden seiner bestimmt wieder sehr teuren Hose, er zog die Knie an und hämmerte auf seine bis dahin unbescholtene Glatze ein.
Seite Drei:Pep Guardiola - Trotz und Wasser
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Die Tränen von Berlin beweisen: Pep Guardiola ist eine "hoch komplexe Einrichtung". Ein Abschied von einem Trainer, der möglicherweise noch wahnsinniger, jedenfalls vielgestaltiger war als der Verein, den er nun drei Jahre lang trainierte.
Von Christof Kneer
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