Seehofer und der Steuerstreit:Die Koalition wird ihrem lausigen Image gerecht

Im aktuellen Steuerstreit zwischen Horst Seehofer und dem Kanzleramt kommt vieles zusammen, was das lausige Image dieser Koalition ausmacht: schlechtes Management, mangelnde Kommunikation, persönliche Animositäten und rücksichtslose Profilierung auf Kosten anderer.

Nico Fried

Horst Seehofer hat sich mächtig aufgeregt. Unangemessen sei das alles, so dürfe man nicht miteinander umgehen, er werde das mit der Kanzlerin noch in aller Klarheit besprechen. Das war im März 2011. Der oberste Christsoziale schimpfte damals auf die wenigen Christdemokraten, die es gewagt hatten, Kritik am Umgang von Karl-Theodor zu Guttenberg mit diversen Plagiatsvorwürfen zu üben. Guttenberg, der so abgöttisch verehrte Nachwuchspolitiker der CSU, war gerade zurückgetreten, und Seehofer musste die Seinen trösten, vor allem aber dem Verdacht entgehen, er habe nicht alles für den Verteidigungsminister getan.

CSU-Vorstandssitzung

Horst Seehofer fühlt sich von den Koalitionspartnern brüskiert.

(Foto: dpa)

Die Episode ist hilfreich für jene, die den aktuellen Wutanfall des CSU-Chefs in der Steuerfrage ausschließlich als Aufschrei einer tief getroffenen Ingolstädter Seele sehen mögen. Ja, der Umgang Merkels mit dem Koalitionspartner von der Schwesterpartei war missglückt, um das Mindeste zu sagen. Der Ärger des CSU-Chefs ist verständlich - aber in seinem Umfang dürfte er sich auch am Kalkül eines Mannes bemessen, der Freude daran hat, auch mal nicht der Verantwortliche zu sein, wenn etwas schiefgeht. Die Unschuld vom Bayernland ist bekanntlich nicht gerade Seehofers Paraderolle.

In der Sache ist Schwarz-Gelb nun so weit wie vor bald zwei Jahren nach den Koalitionsverhandlungen: Man lässt wieder alles von vorne rechnen. Was ihr Dasein als bürgerliches Bündnis betrifft, so kommt im Steuerstreit vieles von dem zusammen, was das lausige Image dieser Wunschkoalition von Beginn an ununterbrochen und ungehindert wachsen ließ: schlechtes Management, mangelnde Kommunikation, persönliche Animositäten und rücksichtslose Profilierung auf Kosten anderer.

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