Süddeutsche Zeitung

Seehofer im ZDF:"Das können Sie alles senden"

Horst Seehofer spricht im "Heute-Journal" über die NRW-Wahl. So weit, so üblich. Nach dem offiziellen Teil unterhält sich der CSU-Chef weiter mit Moderator Claus Kleber und redet sich in Rage - über die Fehler von Norbert Röttgen und die Versäumnisse der Koalition. Ungewöhnlich offene Worte, die das ZDF veröffentlicht hat.

Sarah K. Schmidt

Nach fünf Minuten und 20 Sekunden ist das Interview beendet - und fängt doch erst so richtig an. Für das ZDF-Heute-Journal zeichnet Moderator Claus Kleber mit CSU-Chef Horst Seehofer ein Interview auf. Kleber steht im Studio, Seehofer in München. Der Parteichef hat sich kritisch geäußert, er sieht nach dem Wahldebakel in Nordrhein-Westfalen Handlungsbedarf auch auf Bundesebene.

Und dann gibt es einen der seltenen Fernsehmomente, der den Zuschauern einen Blick hinter die Kulissen des Fernsehjournalismus gewährt. "Danke schön, Herr Seehofer!", verabschiedet sich Claus Kleber. "Ich danke auch", antwortet dieser. Die Kameras laufen weiter. "Das hat sich doch wieder gelohnt", hört man Kleber sagen und auch Horst Seehofer fand das Interview "frisch".

Beide plaudern noch ein wenig über die politische Lage in Deutschland, über die Transaktionssteuer und ein Wachstumspaket - Seehofers Ideen zur Lösung der Finanzkrise. Zur Arbeit der Koalition sagt er: "Wir machen das einfach nicht so gut, dass wir diese Zustimmung auch von der Bevölkerung erhalten."

Und dann holt Seehofer tüchtig aus gegen den Kollegen Norbert Röttgen, Umweltminister und abgeschlagener CDU-Spitzenkandidat in NRW. Der Röttgen habe gegen die Frau Kraft mit einem Verhältnis von 37 zu 34 Prozent begonnen. "Und innerhalb von sechs Wochen ist das weggeschmolzen wie ein Eisbecher, der in der Sonne steht. Das ärgert mich", schimpft Seehofer. Den Notausgang nach Berlin, den sich der Umweltminister offen gehalten hat, hält Seehofer für einen "ganz großen Fehler". Der CSU-Parteichef gibt spannende Einblicke in die internen Diskussionen über diese Entscheidung.

Claus Kleber zitiert eine Rede seiner Kollegin Marietta Slomka, in der sie bedaure, dass das, was vor und nach aufgezeichneten Schaltgesprächen gesprochen wird, immer interessanter ist als das eigentliche Gespräch. Daraufhin sagt Horst Seehofer die entscheidenden Worte: "Sie können das alles senden, was ich gesagt habe. Weil ich da jetzt wirklich entschlossen bin, dass wir da was ändern. Und wir werden's ändern." Gesagt, getan. Das komplette Interview wurde im Heute Journal gesendet.

Die Passage lässt sich außerdem auf der Homepage von heute.de abrufen - bis 05:20 Minuten der offizielle Teil des Interviews, danach der inoffizielle.

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