Österreich:Was macht Kurz?

Lesezeit: 1 min

Österreich: Ein seltener Moment seit seinem Rücktritt Anfang Oktober: Sebastian Kurz zeigt sich bei einem öffentlichen Termin, hier in Wien bei der Eröffnung eines neuen Denkmals für ermordete Juden am 9. November 2021.

Ein seltener Moment seit seinem Rücktritt Anfang Oktober: Sebastian Kurz zeigt sich bei einem öffentlichen Termin, hier in Wien bei der Eröffnung eines neuen Denkmals für ermordete Juden am 9. November 2021.

(Foto: Lisa Leutner/AP)

Dem Vernehmen nach arbeitet der zweifache Ex-Kanzler an seinem Comeback. Wie die Parteifreunde darauf reagieren - und welche neue Entwicklung es in der Chat-Affäre gibt.

Von Cathrin Kahlweit

Gut einen Monat nach seinem Rücktritt arbeitet Sebastian Kurz an seiner Rückkehr in die erste Reihe auf der politischen Bühne. Auf dem Weg dahin hat er immerhin schon eine Reihe von Videokonferenzen mit ÖVP-Hierarchen absolviert. Die Sebastian-Kurz-Show musste ganz überwiegend online stattfinden, weil man in einigen Bundesländern bis ins neue Jahr hinein einfach keine Zeit findet, ihn persönlich zu empfangen. Merkwürdig: Vor wenigen Wochen hätte man sich etwa in Tirol nachgerade die Maske vor Begeisterung von der Nase gerissen, wenn der Kanzler sich die Ehre gegeben hätte.

Im Vorstand der Wiener Landespartei immerhin sprach Kurz persönlich vor und erklärte, warum an all den Vorwürfen gegen ihn nichts dran sei. Zur Erinnerung: Gegen Kurz wird wegen Falschaussage vor dem Ibiza-Untersuchungsausschuss und als Mitwisser und treibende Kraft in der Causa Inseratenkorruption ermittelt. Einige Teilnehmer, berichtet die Presse, hätten sich darob "voller Leidenschaft zu Wort gemeldet", weil der politische Gegner nicht nur Kurz habe aus dem Amt schießen, sondern gleich die ganze ÖVP aus der Regierung habe drängen wollen. Armer Sebastian Kurz, arme ÖVP. Die Welt ist ungerecht.

Wie gut, dass sich immerhin eine Frage sehr schnell aufklären ließ, was die Türkisen als Beweis für die Unschuld des Ex-Kanzlers werten: In der Frage der frisierten Umfragen, die Kurz vor einigen Jahren mutmaßlich beim Einzug ins Kanzleramt helfen sollten, wird auch gegen Ex-Familienministerin Sophie Karmasin ermittelt. Sie soll als Bindeglied zwischen der türkisen Truppe und der Meinungsforscherin Sabine Beinschab fungiert haben. Ihr Anwalt bringt zu ihrer Verteidigung vor, Karmasin habe damals aus Verärgerung über den amtierenden ÖVP-Vorsitzenden und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner ihr Ministeramt hinschmeißen wollen. Nur deshalb habe Kurz mit dem Generalsekretär im Finanzministerium, dem mittlerweile legendären Thomas Schmid, über sie gechattet. Warum allerdings das Kabinettsmitglied Kurz einen Beamten im Finanzministerium per SMS fragen soll: "Kann ich mit ihr reden", anstatt sie einfach anzurufen, wenn es doch nur darum ging, sie vom Rücktritt abzuhalten, das kann wohl keiner so recht erklären.

Wie geht es in der Affäre um Ex-Kanzler Kurz weiter? Im Österreich-Newsletter halten wir Sie auf dem Laufenden. Gleich kostenlos anmelden.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusMachtmissbrauch
:Die Buberl-Connections

Bunga-Bunga-Weltreisen, Sushi auf nacktem Frauenkörper oder Prostituierte für den Vorstand: Über die Macht, die Gier und den Sex gibt es viele unglaubliche Geschichten, und alle sind wahr. Das System wird getragen von: den Buberln.

Lesen Sie mehr zum Thema