Anschlagsserie während des Ramadan:UN-Generalsekretär verurteilt Bombenterror im Irak

Massiver Gewaltausbruch im Fastenmonat: Terroristen haben im Irak an mehreren Orten gleichzeitig zugeschlagen. Die offenbar aufeinander abgestimmten Attentate richteten sich gegen alle Bevölkerungsgruppen, mehr als 60 Menschen starben. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon fordert die Iraker auf, sich nicht zur Gewalt aufwiegeln zu lassen.

Mit Trauer und Empörung hat UN-Generalsekretär Ban Ki Moon auf die Terroranschläge im Irak reagiert. Er verurteile die Bombenattentate in mehreren Städten auf das Schärfste, ließ Ban durch einen Sprecher mitteilen. Die Taten, bei denen nach ersten Erkenntnissen etwa 60 Menschen starben, seien "besonders schwerwiegend im heiligen Monat Ramadan".

Iraqi policemen inspect the site of a bomb attack in central Kirkuk

Attentate in mehreren irakischen Städten: Zum Einsatz kamen Autobomben und am Straßenrand abgelegte Sprengsätze.

(Foto: REUTERS)

Ban forderte die irakische Bevölkerung auf, sich nicht aufwiegeln zu lassen. Vielmehr solle die Führung in Bagdad weiter daran arbeiten, durch einen landesweiten Dialog und Versöhnung Frieden zu schaffen.

Bei der schlimmsten Anschlagsserie seit langem schlugen die Terroristen in acht Provinzen zu. Sie ließen Autobomben und andere Sprengsätze unter anderem vor einem Krankenhaus detonieren. Die Anschläge richteten sich nicht gegen eine einzelne Bevölkerungsgruppe, sondern trafen sowohl Schiiten, Sunniten als auch Kurden.

Das folgenschwerste Attentat fand in der 170 Kilometer südlich von Bagdad gelegenen Stadt Al-Kut statt. Noch vor Tagesanbruch explodierte vor der Al-Batur-Geburtsklinik ein Sprengsatz. Als sich nach der Explosion Helfer und Schaulustige versammelten, detonierte eine zweite Bombe, die in einem Auto versteckt war. Ärzten zufolge starben 34 Menschen, es gab 68 Verletzte.

Terroristen dringen in Sadam Husseins Palast ein

Im Zentrum der schiitischen Pilgerstadt Nadschaf detonierten zwei Sprengsätze kurz hintereinander. Dabei starben vier Zivilisten, 20 Menschen wurden nach Polizeiangaben verletzt. Aus der Nachbarstadt Kerbela wurden sieben Tote und 20 Verletzte gemeldet. Augenzeugen berichteten, vor einem Justizgebäude sei eine Bombe explodiert. In der nördlichen Stadt Kirkuk kam durch einen Sprengstoffanschlag auf einem Markt ein Mensch ums Leben, elf Zivilisten wurden verletzt. Nur Sachschaden entstand nach Informationen der Polizei, als Extremisten in der Nacht einen Sprengsatz vor einer im Bau befindlichen syrisch-orthodoxen Kirche in Kirkuk zündeten.

In der nördlichen Stadt Tikrit drangen am frühen Morgen drei Terroristen in den eigentlich streng abgeriegelten Palastkomplex des früheren Präsidenten Saddam Hussein ein. Sie töteten zwei Polizisten und den Chef einer Anti-Terror-Einheit, zehn weitere Polizisten wurden verletzt. Ein Polizeisprecher erklärte, einer der Angreifer habe sich mit einem Sprengstoffgürtel in die Luft gesprengt. Ein zweiter Attentäter, der den Angaben zufolge ebenfalls einen Gürtel mit Sprengstoff trug, wurde von einem Wachtrupp erschossen. Der dritte Terrorist sei entkommen. Unklar blieb zunächst, wie die Angreifer in den Palastkomplex gelangen konnten.

Rund um Bagdad, in den Städten Ramadi und Chan Bani Saad sowie an einer Straßensperre, gab es weitere Attentate. Der Nachrichtensender Al-Arabija berichtete außerdem von einem Anschlag in Bagdads Al-Mansur-Viertel.

Die Anschläge lassen Zweifel aufkommen, ob die irakische Regierung für die Sicherheit in ihrem Land sorgen kann. Die USA waren 2003 mit 130.000 Mann in den Irak einmarschiert, zeitweise befanden sich bis zu 170.000 US-Soldaten in dem Land. Seit Amtsantritt von US-Präsident Barack Obama zieht sich das US-Militär nach und nach aus dem Irak zurück.

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