Schweizer in Syrien:Mit der Privatmiliz gegen den IS

  • Der 32-jährige Soldat Johan Cosar kämpfte in Syrien mit einer privaten Kampfbrigade gegen die Terrormiliz Islamischer Staat.
  • Nun ist der Schweizer bei der Rückkehr in sein Heimatland vorübergehend festgenommen worden.
  • Ihm drohen mehrere Jahre Haft.

Von Charlotte Theile, Zürich

Er ist in der Schweiz als "Anti-IS-Kämpfer" bekannt: Der 32-jährige Soldat Johan Cosar, der 2012 nach Syrien ging und dort eine Privatmiliz aufbaute, Syriac Military Council genannt. Dabei soll es sich um eine etwa 500 Mann starke Kampfbrigade christlicher Assyrer handeln, im Krieg gegen die Terrororganisation Islamischer Staat.

Cosar, ein Schweizer mit syrischen Wurzeln, ist nun in seine Heimat zurückgekehrt - und wurde prompt in einem Zug in Basel festgenommen. Das berichtete das Tessiner Fernsehen RSI. Dem 32-Jährigen drohen bis zu drei Jahre Gefängnis.

Diese Strafe sieht das Gesetz für Menschen vor, die ohne Erlaubnis in fremde Militärdienste eintreten. Offizielle Begründung: Schwächung der Schweizer Wehrkraft. Dies gelte nicht nur für Armeen fremder Staaten, sondern auch für "bewaffnete Gruppierungen", sagte Tobias Kühne, Sprecher der Schweizer Militärjustiz.

Verstümmelte Leichen und Hundewelpen

Dass sich Cosar, der in Sankt Gallen geboren und im Tessin aufgewachsen ist, an kriegerischen Handlungen beteiligt hat, ist leicht nachzuweisen. Immer wieder twitterte er Fotos aus den Gefechten: verstümmelte Leichen - "ein weiterer großartiger Sieg an der Tel Hamis Front" -, ein Kreuz, das wieder aufgerichtet wird, eine Gruppe von Kämpfern vor einem Transporter. Dazwischen: Bilder, wie er mit einem Hundewelpen spielt, am Smartphone mit seinen Freunden in der Schweiz kommuniziert, von Reportern interviewt wird.

Der Zeit sagte er vor einigen Monaten: "Das macht etwas in dir, wenn du einen Menschen durchs Zielfernrohr so nah siehst und dann . . ." Mit dem Blatt sprach er auch über seinen Vater, Sait Cosar, der im August 2013 in Kamischli, im Nordosten Syriens entführt wurde.

Er habe einen gefälschten Totenschein, sowie ein Bild, das den malträtierten Körper seines Vaters zeige, gesehen, sagte Johan Cosar 2014. Er sei aber nicht sicher, ob sein Vater tatsächlich tot sei. Was ihn nun bewogen hat, in sein Heimatland zurückzukehren, ist unklar.

"Hier, um Gutes zu tun"

Dass ihm in der Schweiz eine Haftstrafe droht, war Cosar bewusst. Seine militärischen Fähigkeiten hat er nach eigenen Angaben als Infanterie-Unteroffizier der Schweizer Armee erworben.

Immer wieder hatten Schweizer Medien über den Kämpfer aus dem Tessin berichtet. Dem St. Galler Tagblatt sagte er im vergangenen Herbst: "Ich habe der Schweiz niemals etwas zuleide getan und ich bin sicher, dass die Schweizer genau verstehen, warum ich nach Syrien gegangen bin." Er sei zwar ohne rechtliche Rückendeckung, aber mit moralischer Legitimation im Einsatz: "Ich bin hier, um etwas Gutes zu tun."

Die Schweizer Militärjustiz bestätigte seine Festnahme am Mittwoch. Nach der Befragung sei Cosar jedoch wieder freigelassen worden.

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