Schweiz:Verschwender

Acht Millionen Schweizer werfen natürlich weniger Lebensmittel weg als 80 Millionen Deutsche. Pro Kopf vergeuden sie indes doppelt so viel wie die Deutschen. Gesetzliche Änderungen soll es aber nicht geben.

Von Isabel Pfaff

Acht Millionen Schweizer werfen natürlich weniger Lebensmittel weg als 80 Millionen Deutsche: Insgesamt 2,3 Millionen Tonnen an Essbarem gehen pro Jahr in der Schweiz verloren, etwa ein Drittel aller produzierten Lebensmittel. Pro Kopf verschwenden die Schweizer allerdings etwa doppelt so viel die Deutschen, rund 270 Kilo im Jahr. Hauptverursacher sind - wie in fast allen Industrienationen - die privaten Haushalte. Nach Angaben des Schweizer Vereins foodwaste.ch entstehen dort 45 Prozent des Verlusts. Die Lebensmittelverarbeitung ist für 30 Prozent der Abfälle verantwortlich, die Landwirtschaft für 13 Prozent - und Großhändler, Supermärkte sowie Restaurants wider Erwarten lediglich für zwölf Prozent.

Regeln für Supermärkte wie in Tschechien kennt die Schweiz nicht. Das traditionell wirtschaftsliberale Land scheut derlei Eingriffe in die unternehmerische Freiheit. Immer wieder gibt es zwar Ideen und Volksbegehren zu diesem Thema, aber oft fallen sie an der Urne durch - zuletzt die sogenannte Fairfood-Initiative, die unter anderem die Verschwendung mindern wollte, indem lokale Produktion und Vermarktung von Nahrungsmitteln gefördert werden. Dafür existieren viele private Initiativen gegen das Wegwerfen von Essen: Der bereits genannte Verein foodwaste.ch stellt Daten zum Thema zur Verfügung und gibt Tipps für Einkauf und Lagerung. Die Online-Spendendatenbank "Food Bridge" unter Federführung der Schweizer Tafel richtet sich an Nahrungshersteller, die auf der Webseite überschüssige Lebensmittel gratis anbieten können. Einige Supermarktketten sind dazu übergegangen, Brot vom Vortag nicht wegzuwerfen, sondern billiger anzubieten.

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