Schweiz:Islamophobe Kampagne

A poster of the initiative committee against wearing the Burka is seen in Zurich

Seit Monaten diskutieren die Schweizer über ein Verbot der Vollverschleierung. Fachleute gehen davon aus, dass allenfalls 30 im Land lebende Musliminnen derzeit ihr Gesicht verhüllen.

(Foto: ARND WIEGMANN/REUTERS)

Die Schweizer Bevölkerung hat entschieden, dass Frauen in der Öffentlichkeit ihren Schleier abnehmen müssen. Die Verfechter der "Burka-Initiative" taten so, als ginge es ihnen vor allem um Frauenrechte. Ihr Motiv lag allerdings wohl anderswo.

Kommentar von Isabel Pfaff, Bern

Um die 30 Nikab-Trägerinnen soll es Forschern zufolge in der Schweiz geben. Vor allem im Sommer gesellen sich zu diesem kleinen Grüppchen noch vollverschleierte Touristinnen aus der Golfregion, wahrscheinlich ein paar Tausend - das war's. Künftig, so hat die Schweizer Bevölkerung am Sonntag knapp entschieden, müssen diese Frauen ihren Gesichtsschleier in der Öffentlichkeit abnehmen.

Nun könnte man sagen: Ein Problem ist ein Problem, egal wie viele Menschen es betrifft. Grundsätzlich stimmt das. Doch die Vollverschleierung von Frauen ist komplexer, als einige verbotswütige Schweizer Politiker glauben machen wollen. Eine Frau, die den Nikab gegen ihren Willen tragen muss, wird nicht gerettet davon, dass ihr eine Polizistin beim Einkaufen einen Strafzettel verpasst. Sie geht ziemlich sicher danach einfach nicht mehr einkaufen. Wird also noch unsichtbarer.

Das emanzipatorische Argument der Urheber der Schweizer "Burka-Initiative" war ein vorgeschobenes. Um Frauenrechte ging es den Befürwortern nicht - im Gegenteil. Wer glaubt, Kleidervorschriften für Frauen lösten das Problem unterdrückender Männer, sitzt einem jahrhundertealten Irrglauben auf. Die Initianten und ihr Gefolge jedenfalls haben mit ihrer islamophoben Kampagne deutlich gemacht, dass Muslime aus ihrer Sicht nicht zur Schweiz gehören.

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