Schweiz:Falsches Vertrauen

Das Parlament bestätigt den fragwürdigen Bundesanwalt - ein Fehler.

Von Isabel Pfaff

Im kleinen Kreis fand das Treffen mit Fifa-Boss Gianni Infantino statt - und der oberste Strafverfolger der Schweiz kann sich nicht daran erinnern. Insgesamt drei Mal traf sich Michael Lauber nachweislich mit Infantino, ohne die Zusammenkünfte vorschriftsgemäß zu protokollieren. Doch obwohl Infantino eine heikle Rolle in Fifa-Verfahren der Schweizer Bundesanwaltschaft spielt, soll Lauber das dritte Treffen entfallen sein.

Seit den ersten Enthüllungen über die Zusammenkünfte Ende 2018 steht Lauber im Dauerfeuer. Inzwischen hat seine Aufsichtsbehörde ein Disziplinarverfahren gegen ihn eröffnet, und das Schweizer Bundesstrafgericht hat ihn wegen der Treffen für mehrere Fifa-Verfahren gesperrt. Für die Ermittlungen gegen den Weltfußballverband ist das ein Rückschlag. Ermittlungsschritte müssen womöglich wiederholt werden - dabei droht in einigen Fällen eine Verjährung.

Trotzdem hat das Schweizer Parlament Lauber am Mittwoch knapp für eine weitere Amtszeit gewählt. Das ist mindestens fragwürdig. Der Schweizer Bundesanwaltschaft kommt eine Schlüsselrolle zu im Kampf gegen den globalen Korruptionssumpf im Fußball. Es ist leichtfertig, einen Mann im Amt zu bestätigen, der diesen Kampf mit dubiosen Hinterzimmertreffen gefährdet - und noch dazu ziemlich offenkundig lügt.

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