Schweden:Chaotische Szenen in Stockholm

Terror in Stockholm

Ein Lkw ist in einer Stockholmer Fußgängerzone in eine Menschengruppe gefahren. Die Polizei spricht von Toten und Verletzten.

(Foto: Fredrik Sandberg/AFP)
  • In der Stockholmer Innenstadt ist ein Lastwagen in ein Kaufhaus gerast.
  • Nach Angaben der Polizei wurden mindestens drei Menschen getötet und mehrere verletzt.
  • Schwedens Premierminister spricht von einem Terrorangriff.

Von Gunnar Herrmann

Ein Getränkelaster ist am Freitagnachmittag in Stockholm in eine belebte Fußgängerzone und anschließend in ein Kaufhaus gerast. Vier Menschen kamen dabei nach vorläufigen Angaben der Polizei ums Leben, 15 weitere wurden verletzt. Die Polizei ging von einem Terroranschlag aus. "Schweden wurde angegriffen", sagte Ministerpräsident Stefan Löfven bereits kurz nach dem Anschlag. Das Land werde "sich nicht durch diese abscheulichen Mörder einschüchtern lassen", sagte er am Abend auf einer Pressekonferenz. Die Polizei nahm am Abend nördlich von Stockholm einen Mann fest, der sich in einem Laden auffällig verhalten habe. Es sei der Mann, nach dem die Polizei mit einem Foto gefahndet hatte, das unweit des Tatorts aufgenommen worden sei. Ob es sich um den Täter handelt, war zunächst unklar. "Es fühlt sich so furchtbar an, was passiert ist. Unschuldige Menschen sind getroffen worden", sagte Ministerpräsident Löfven. Ziel des Terrorismus sei es, die Demokratie zu untergraben. "Aber so ein Ziel wird in Schweden nie erreicht werden." Die schwedische Regierung verstärkte nach dem Anschlag die Grenzkontrollen des Landes. "Ihr könnt nicht über unser Leben bestimmen. Ihr werdet niemals gewinnen", sagte der Regierungschef an Terroristen gerichtet. Nach dem Anschlag spielten sich in Stockholms Innenstadt chaotische Szenen ab. "Wir standen in einem Schuhgeschäft, als wir plötzlich Lärm hörten, und dann fingen die Menschen an zu schreien", sagte ein Augenzeuge der Zeitung Aftonbladet. "Ich sah Hunderte Menschen, die wegrannten. Sie rannten um ihr Leben." Im schwedischen Fernsehen waren Aufnahmen zu sehen, die zeigen, wie Hunderte Menschen in Panik durch die Straßen der Hauptstadt fliehen. Der Laster raste offenbar erst durch eine Menschenmenge in der Fußgängerzone und dann in die Fassade eines großen Kaufhauses.

Der Vorfall ereignete sich in einer Fußgängerzone in der Drottninggatan. Diese weitgehend autofreie Straße ist die wichtigste Einkaufsmeile der Stadt. Sie liegt in der Nähe des Sergels-Platzes. Dort erledigen jeden Freitagnachmittag viele Menschen ihre Einkäufe vor dem Wochenende. Der Sergels Torg ist auch ein Knotenpunkt für den Nahverkehr Stockholms.

Der Notruf ging um 14.53 Uhr ein. Beamte sperrten große Teile der Innenstadt ab, auch das schwedische Parlament und Regierungsgebäude. Der U-Bahn-Verkehr wurde vorübergehend eingestellt. Durch die Stadt sei ein Polizeiwagen gefahren, aus dem Beamte "Warnung vor einer Terrortat" riefen, berichtete der Fernsehsender SVT. Offenbar war zunächst nicht klar, ob sich der oder die Attentäter noch in der Nähe des Tatortes befanden. Das Fahrzeug, das in die Fußgängerzone raste und zuvor entwendet worden war, gehört einer großen schwedischen Brauerei. In den vergangenen Monaten hatte es mehrere tödliche Anschläge gegeben, bei denen Attentäter mit Fahrzeugen in Menschenmengen gerast waren. Im Dezember hatte ein Attentäter einen Lkw auf einen Weihnachtsmarkt in Berlin gelenkt und zwölf Menschen getötet. In London starben im März vier Menschen bei einem Angriff vor dem Parlament mit einem Auto.

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