Süddeutsche Zeitung

Schwarz-Rot-Gold:Patriotische Verpackung

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Die CDU präsentiert ihre Wahlplakate, bevor das Programm feststeht. Der neue Claim lautet: "Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben." Die zentrale Botschaft ist aber: Kanzlerin Angela Merkel - und der Abschied vom Orange.

Von Robert Roßmann

Manchmal ist die CDU eine erstaunliche Partei. Die Union hat noch kein Wahlprogramm. Egal ob Rente oder Steuer, die Bürger wissen nicht, was die CDU in den nächsten Jahren genau will. Das hat die Partei aber nicht davon abgehalten, jetzt ihre Wahlplakate vorzustellen - also die Verpackung für einen Inhalt, den es noch gar nicht gibt. Die Sozialdemokraten haben bereits ein Programm präsentiert, entsprechend hämisch kommentierten sie am Donnerstag das Vorgehen der CDU. Die Jusos sahen sich sogar bemüßigt, für die CDU zwei Plakate zu entwerfen, um ironisch auf die fehlenden Inhalte hinzuweisen. Auf dem einen sieht man mehr als 80 kleine Merkel-Köpfe und den Slogan "Whatever. Merkel." Auf dem anderen sind ebenfalls jede Menge Merkel-Köpfe drapiert - daneben steht der Satz: "Sie kennen mich". Aber wie sehen jetzt die echten CDU-Plakate aus? Und was schreibt man darauf, wenn das Programm noch gar nicht feststeht?

Die CDU hat am Donnerstag sechs Plakate vorgestellt. Auf den ersten vier stehen die Botschaften "Für mehr Respekt vor Familien", "Für eine starke Wirtschaft und sichere Arbeit", "Für Sicherheit und Ordnung" und "Europa stärken heißt Deutschland stärken". Es ist das erste Mal, dass die CDU in einem Bundestagswahlkampf auch auf ein Europa-Plakat setzt. Die zentrale Botschaft, der Claim der Kampagne ist aber "Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben." Er steht auf dem fünften und dem sechsten Plakat - einmal alleine und einmal mit einem Foto der Kanzlerin. Merkel ist halt immer noch das wichtigste Argument der CDU. 300 000 Plakate hat die Partei drucken lassen, sie werden also bald im ganzen Land zu sehen sein.

Überraschender als der Claim ist aber die Farbgebung der Plakate. Die CDU hat sich vom ansonsten üblichen Orange verabschiedet und präsentiert sich jetzt in Schwarz-Rot-Gold. Die Partei will der AfD die Farben nicht überlassen. Bei der Siegesfeier nach der Bundestagswahl 2013 hatte Merkel ihrem damaligen Generalsekretär Hermann Gröhe noch das Deutschland-Fähnchen aus der Hand gerissen. Damit die neuen Plakate nicht deutschtümelnd aussehen, haben die Christdemokraten nicht einfach eine Deutschland-Fahne daraufgesetzt. Stattdessen laufen - grafisch schön arrangiert - schwarze, rote und goldene Streifen gegeneinander versetzt über die Plakate. Die CDU stehe für einen "aufgeklärten, offenen und modernen Patriotismus", sagt CDU-Generalsekretär Peter Tauber. Das spiegele sich "im Design der Plakate sehr stark wider".

Die Grünen konnte er damit jedoch nicht überzeugen. Deren Bundesgeschäftsführer ätzte sofort über eines der CDU-Plakate, es sei "für den Hausmeister und seinen Schäferhund" gedacht. Ach ja: Am 3. Juli will die CDU dann auch den Inhalt zu den Plakaten, das Wahlprogramm, vorstellen.

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Quelle:
SZ vom 23.06.2017
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