Schwangerschaftsabbruch:Irland erlaubt erstmals Abtreibungen

Abtreibungen waren in Irland bislang streng verboten - nun aber ist der Schwangerschaftsabbruch unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Das Parlament verabschiedete ein solches Gesetz in der Nacht. Katholische Geistliche drohen jetzt damit, die Parlamentarier zu exkommunizieren.

In Irland sind erstmals Abtreibungen unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Das Parlament des katholischen Landes stimmte in der Nacht zu Freitag mit 127 gegen 31 Stimmen für ein Gesetz, das einen Schwangerschaftsabbruch zulässt, wenn das Leben der Mutter gefährdet ist. Fünf Abgeordnete der regierenden konservativen Partei Fine Gael von Ministerpräsident Enda Kenny votierten gegen das Vorhaben und wurden aus der Fraktion ausgeschlossen.

"Es ist nur das absolute Minimum eines Gesetzes, sagte die 21-jährige Eleanor White, eine der wenigen Befürworterinnen, die sich vor dem Parlament versammelten. "Gleichzeitig fühlt es sich aber auch wie das Ende einer Ära an." Zahlenmäßig stärker waren die Abtreibungsgegner vertreten. Sie sind insbesondere empört darüber, dass bereits ein Suizidrisiko als Gefährdung des Lebens der Mutter gilt. "Dies ist ein schreckliches Verbrechen am Herz und der Seele unserer Nation", sagte die 56-jährige Rita Daly. "Es ist die absichtliche Tötung unserer Kinder, unseres eigenen Fleischs und Bluts."

Exkommunikation gefordert

Die in Irland mächtige katholische Kirche hatte sich massiv gegen das Gesetz gewehrt. Einige ihrer Führer forderten die Exkommunikation der Abgeordneten, die für das Gesetz stimmten.

Schwangerschaftsabbrüche waren im mehrheitlich katholischen Irland bis dahin verboten. Zwar dürfen Ärzte seit einem Urteil des Obersten Gerichtshof aus dem Jahr 1992 eine Abtreibung vornehmen, wenn das Leben der Mutter unmittelbar in Gefahr ist. Doch bislang wurden die Gesetze nicht an die Rechtsprechung angepasst, was Dublin im Jahr 2010 auch ein missbilligendes Urteil des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte einbrachte.

Neuen Antrieb gewann die Abtreibungsdebatte im vergangenen Jahr durch den Tod einer Frau. In Irland war es zu Massenprotesten gekommen, nachdem eine aus Indien stammende Zahnärztin Ende Oktober in einer Klinik an Sepsis gestorben war, nachdem die Ärzte ihr zuvor eine Abtreibung verweigert hatten. Nach einer Fehlgeburt erlag die 31-Jährige einer Blutvergiftung. Daraufhin wurden Forderungen nach einer Änderung der Abtreibungsgesetze laut.

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