Schulen:NRW richtet Inklusion an Schulen neu aus

Der gemeinsame Unterricht behinderter und nicht behinderter Schüler soll sich von der fünften Klasse an auf Schwerpunktschulen konzentrieren, teilt Schulministerin Gebauer mit.

Von Susanne Klein

Die nordrhein-westfälische Schulministerin Yvonne Gebauer will die Inklusion neu ausrichten. Der gemeinsame Unterricht behinderter und nicht behinderter Schüler soll sich von der fünften Klasse an auf Schwerpunktschulen konzentrieren. "Wir werden die Angebote an Schulen des gemeinsamen Lernens bündeln und eindeutige Qualitätskriterien einführen," sagte die FDP-Politikerin bei der Vorstellung ihrer Pläne am Freitag in Düsseldorf. Immer mehr Kinder und Jugendliche mit sonderpädagogischem Förderbedarf besuchen in Nordrhein-Westfalen Regelschulen: Im laufenden Schuljahr sind es fast 54 000 Schüler, 6,6 Prozent mehr als im Vorjahr.

Den neuen Standards zufolge dürfen weiterführende Schulen vom Schuljahr 2019/20 an nur dann gemeinsames Lernen anbieten, wenn dort Sonderpädagogen arbeiten. Zudem müssen sie ein pädagogisches Konzept und geeignete Räume vorweisen. Für die Betreuungsrelation gilt die Inklusionsformel "25 - 3 - 1,5": Jeder Klasse mit 25 Schülern, von denen drei sonderpädagogisch gefördert werden, stehen anderthalb Lehrerstellen zu. Beim sukzessiven Aufbau der Klassen bis 2024/25 sollen so 9133 neue Stellen entstehen. Wie sie trotz des Mangels an Lehrern und Sonderpädagogen besetzt werden können, blieb allerdings offen.

Eine Sonderstellung räumt die Reform Gymnasien ein: Sie dürfen den inklusiven Unterricht "zielgleich" gestalten - als Weg zum Abitur. Schüler, die wegen einer Behinderung da nicht mithalten können, wären ausgeschlossen. Nicht nur deshalb kritisiert die Kölner Elterninitiative Mittendrin die Standards als "Enttäuschung auf ganzer Linie": Durch die Schwerpunktschulen werde die Zahl der Schulen gemeinsamen Lernens insgesamt sinken. Zudem werfen die Inklusionsbefürworter der Regierung vor, die Schließung von Förderschulen verhindern zu wollen. Diese gesonderten Schulen dürfen künftig mit weniger Schülern weitergeführt werden als bisher.

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