Schulen:Jeder achtet nur auf sich

Die Länder pochen auf ihre Hoheit, lösen aber Probleme nicht.

Von Paul Munzinger

Wer derzeit verzweifelt versucht, sich einen Überblick über die Maskenpflicht an deutschen Schulen zu verschaffen, könnte irgendwann auf eine Idee kommen: Wäre es nicht toll, es gäbe ein Gremium, das über den Ländern schwebt, in dem Experten aktuelle Probleme wälzen, die alle betreffen, und ihre Gedanken mit den Regierungen sowie einer breiten Öffentlichkeit diskutieren? Ein Element der Einheit in der Vielfalt, eine Art Nationalen Bildungsrat? Moment mal, die Idee gibt's ja schon, sie steht sogar im Koalitionsvertrag. Nur den Nationalen Bildungsrat, den gibt es nicht.

Erneut hat nun eine Studie ermittelt, wie unbeliebt die Länderhoheit in der Schulpolitik ist. Und warum das so ist, zeigt beispielhaft das Ende des Nationalen Bildungsrats im November 2019. Bayern und Baden-Württemberg verhinderten die Gründung dieses harmlosen Gremiums damals mit überheblicher Attitüde ("netter Versuch"), aber ohne Begründung. Motto: Ihr könnt uns ja doch nichts.

Die Länder müssen endlich anfangen, Argumente für den Föderalismus zu liefern, statt immer nur darauf zu verweisen, dass Berlin es auch nicht besser könne. Beim Abitur zum Beispiel, oder jetzt in der Corona-Krise. Sie müssen beweisen, dass sie selbst das große Ganze im Blick behalten können. Bislang schaut jeder nur auf sich.

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