Schule:Studie: Schulen sollten mehr digitales Wissen vermitteln

Schon unter Kindern gibt es große Unterschiede beim Umgang mit Computern und dem Internet - auch zwischen Mädchen und Jungen.

Von Paul Munzinger, München

Wie gut Kinder und Jugendliche mit dem Computer umgehen können und wie sicher sie sich im Internet bewegen, das war für den Schulunterricht lange zweitrangig. Corona hat das grundlegend geändert. Wenn ganze Schulen geschlossen sind, aber auch wenn einzelne Klassen oder Schüler zu Hause lernen müssen, dann entscheidet das, was Forscher "digitale Kompetenz" nennen, mit über den Zugang zu Bildung. Doch diese Kompetenz, zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI), ist schon unter Kindern und Jugendlichen sehr unterschiedlich ausgeprägt - und stärker, als man vielleicht annehmen würde, vom Elternhaus abhängig.

Die Forscherinnen und Forscher des RWI werteten Daten des sogenannten Nationalen Bildungspanels (NEPS) aus, einer Langzeitstudie zu Bildungsfragen. Demnach weisen Kinder arbeitsloser Eltern bereits in der 6. Klasse deutlich geringere digitale Fertigkeiten auf als Kinder, von denen mindestens ein Elternteil arbeitet. Mit zunehmendem Alter werden diese Unterschiede immer größer.

Der "digital divide" wird früh angelegt

Vergleicht man Kinder und Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund zeigt sich ein solcher "digital divide" ebenfalls. Eine "gleichwertige Teilnahme am Distanzunterricht" sei für diese Gruppen kaum möglich, warnt RWI-Forscherin Friederike Hertweck - unabhängig davon, ob Laptops oder Computer zur Verfügung stehen. "Die Politik", fordert Hertweck, "sollte den Aufbau digitaler Kompetenzen spätestens ab der fünften Klasse intensivieren."

Doch nicht nur die sozialen Unterschiede sprechen aus Sicht der Forscher dafür, dass die Schule sich stärker als bisher auf die Vermittlung digitaler Kenntnisse konzentrieren sollte. Ihre Ergebnisse zeigen auch, dass Mädchen und Jungen in der 6. bis 9. Klasse gar keine Unterschiede in diesem Bereich aufweisen. Danach aber - wie die Zahlen schon in der 12. Klasse belegen - entwickeln sich die Geschlechter auseinander. Im Erwachsenenalter weisen Frauen durchgängig niedrigere digitale Kompetenzen als Männer auf. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels und der geringen Frauenquote in technischen Berufen fordern die Forscher, Mädchen in der Schule stärker zu fördern.

Zur SZ-Startseite

Lehrermangel
:Den Schulen könnten bald noch viel mehr Lehrer fehlen als bislang befürchtet

Wie viele Lehrkräfte werden gebraucht - und wie viele stehen zur Verfügung? Bildungsforscher Klaus Klemm hat die Prognosen der Kultusminister überprüft. Sein Ergebnis: Sie haben sich zweimal verrechnet.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: