Monatelanger Lockdown:Hoffen auf das Radio

Monatelanger Lockdown: Temperaturmessung bei kenianischen Schülern: In ärmeren Staaten könnten viele Kinder vom Medikament Paxlovid profitieren.

Temperaturmessung bei kenianischen Schülern: In ärmeren Staaten könnten viele Kinder vom Medikament Paxlovid profitieren.

(Foto: SIMON MAINA/AFP)

In Afrika trifft es Kinder und Jugendliche besonders hart.

Von Bernd Dörries

Für sie habe die Pandemie zumindest einen Vorteil gebracht, sagt Zarah Abude. "Früher mussten wir ein Holzfeuer anzünden, um unsere Hausaufgaben zu machen." Mittlerweile hat die elfjährige Schülerin aus Kenia ein solarbetriebenes Radio, das auch etwas sauberes Licht spendet. Eines der wenigen in ihrem kleinen Dorf, das keine zuverlässige Stromversorgung hat. Die Radios hat eine kenianische Hilfsorganisation verteilt, damit Schülerinnen wie Zarah trotz geschlossener Schulen weiter lernen können. Seit dem 4. Januar gibt es in den meisten Schulen Kenias wieder normalen Unterricht, bis dahin hatten die speziellen Radioprogramme des Erziehungsministeriums geholfen. Das war zwar nicht so individuell wie richtiger Unterricht, aber zumindest ein Teilersatz für die ausgefallenen Stunden.

So wie in Kenia haben auch die Regierungen in anderen afrikanischen Ländern versucht, den Unterrichtsausfall durch Corona zu kompensieren. In der Demokratischen Republik Kongo konnten sich die Kinder auch über Mobiltelefone in spezielle Unterrichtsprogramme einwählen, in Südafrika gab es Unterricht über Tablets. Aber letztlich traf die Corona-Pandemie die Schüler nirgends so hart wie auf dem ärmsten Kontinent.

Selbst wenn Regierungen es schafften, alternative Unterrichtsmöglichkeiten über Radio, Fernsehen oder das Internet anzubieten, fehlte vielen Eltern das Geld für Strom oder Mobilfunkguthaben, um sie auch zu nutzen. Manchmal sprangen Spender ein, manchmal nicht. Mittlerweile sind in fast allen Ländern die Schulen wieder zumindest teilweise geöffnet, Experten befürchten aber, dass die Folgen des Unterrichtsausfalls schlimmer sein könnten als anderswo. "Je länger die Kinder nicht in der Schule sind, desto größer ist die Gefahr, dass sie nicht zurückkommen", sagt Matshidiso Moeti, die WHO-Regionaldirektorin für Afrika.

Bereits jetzt besuchen etwa 20 Prozent der Kinder zwischen sechs und elf nicht regelmäßig die Schule. Oft, weil die Eltern kein Geld haben. Ihre ökonomische Situation hat sich durch Corona weiter verschlechtert. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat in Untersuchungen festgestellt: "Die Schulschließungen haben bereits bestehende Ungleichheiten verstärkt." Besonders junge Frauen seien gezwungen, zu Hause zu bleiben, und sie seien oft gefährdet, im Kindesalter schwanger oder verheiratet zu werden.

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