sueddeutsche.de: Herr Schönauer, Ihnen sind in Telgte 500 Briefwahl-Stimmzettel abhandengekommen. Was ist da passiert?
Heribert Schönauer: Wegen eines menschlichen Irrtums eines Mitarbeiters sind die Stimmzettel versehentlich vernichtet worden.
sueddeutsche.de: Wie?
Schönauer: Er hat sie zerschreddert.
sueddeutsche.de: Zerschreddert? Hat er sie einfach in einen Aktenvernichter gesteckt?
Schönauer: Ja. Genau.
sueddeutsche.de: Was hat den Mann dazu getrieben?
Schönauer: Beim Reinigen von älteren Urnen hat er geglaubt, er hat hier eine alte Urne in der Hand ... Nein, man muss es folgendermaßen sagen: Der Mitarbeiter war beauftragt, alte Wahlurnen für die Briefwahl vorzubereiten. Und hat dann im Glauben, er hätte eine alte Urne in der Hand, eine aktuelle genommen.
sueddeutsche.de: In der die 500 Wahlbriefe lagen ...
Schönauer: ... wo sich 500 Wahlbriefe drin befunden haben, die am nächsten Tag in die Briefwahllokale gefahren werden sollten. Ja, und die hat er dann leider Gottes durch den Reißwolf gejagt.
sueddeutsche.de: Da muss die Aufregung groß gewesen sein. Wird der Mann mit Konsequenzen rechnen müssen?
Schönauer: Nein.
sueddeutsche.de: Und nun?
Schönauer: Wir werden die Wiederholungswahl anordnen für die Stadt Telgte, weil die 500 Stimmen hätten Einfluss haben können auf das Wahlergebnis.
sueddeutsche.de: War es so knapp?
Schönauer: In einer Großstadt hätten vielleicht selbst 5000 fehlende Stimmen keine Auswirkung auf den Wahlausgang. Bei uns aber hat der Bürgermeister ohne Briefwahlstimmen 4342 Jastimmen bekommen und 4257 Neinstimmen.
sueddeutsche.de: Das ist wirklich knapp.
Schönauer: Genau.
sueddeutsche.de: Wie teuer wird denn die Schredderaktion für die Stadt?
Schönauer: Ohne Personalaufwand werden etwa 10.000 Euro zusätzliche Kosten entstehen.
sueddeutsche.de: Muss das Ihr Mitarbeiter zahlen?
Schönauer: Nein, das wird wohl die Versicherung übernehmen.
sueddeutsche.de: Sie sind gegen Wahlpannen versichert?
Schönauer: Nein, nicht speziell gegen Wahlfehler. Jede Kommune hat eine sogenannte Eigenschadenversicherung für den Fall, dass Mitarbeiter Fehler machen.
sueddeutsche.de: Der jetzige Bürgermeister Dietrich Meendermann war der einzige Kandidat. Was passiert eigentlich, wenn er nicht gewählt wird?
Schönauer: Dann müssen die Bürger von Telgte noch mal wählen.
sueddeutsche.de: Na, da haben Sie ja noch was vor sich.
Schönauer: Ja, wir sind in einem Megawahljahr, da ist eine zusätzliche Wahl nicht gerade wünschenswert.