Schottland:Todkranker Lockerbie-Attentäter soll freikommen

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20 Jahre nach dem Anschlag auf einen Pan-Am-Jumbo über der Ortschaft Lockerbie darf der krebskranke Attentäter Megrahi auf Haftverschonung hoffen.

Der todkranke Lockerbie-Attentäter Abdel Bassit Ali Mohammed al-Megrahi wird laut Medienberichten fast 21 Jahre nach dem Anschlag vorzeitig freigelassen. Der schottische Justizministers Kenny MacAskill werde voraussichtlich in der kommenden Woche die Entscheidung verkünden, berichtete der britische Sender Sky News.

Das Foto aus dem Jahr 1992 zeigt Abdel Bassit Ali Mohammed al-Megrahi mit zwei Sicherheitsbeamten. Jetzt soll er freikommen. (Foto: Foto: AFP)

Die BBC berichtete, es gebe einen Konsens darüber, dass Megrahi zu Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan kommende Woche wieder in Libyen sein solle. Die Berichte stießen bei einigen Angehörigen britischer Lockerbie-Opfer auf Zustimmung, die Megrahis Verurteilung für nicht rechtens halten. So sagte Jim Swire, dessen Tochter bei dem Anschlag starb, Sky News, es sei "unmenschlich", Megrahi weiter in Haft zu halten. Es spräche für Schottland, ihn nach Hause zurückkehren zu lassen, sagte Swire weiter.

Besuch vom Justizminister

Die schottische Regierung wies die Berichte jedoch als "Spekulation" zurück. Es sei noch keine Entscheidung getroffen worden, sagte ein Sprecher der Regierung in Edinburgh. "Weder über den Antrag auf vorzeitige Freilassung noch über den Antrag gemäß des Abkommens über den Austausch von Häftlingen."

Dem Bericht der BBC zufolge haben britische und libysche Diplomaten aber in dieser Woche über die Entlassung gesprochen. In der vergangenen Woche hatte der Justizminister den Attentäter im Gefängnis besucht. #

Libyen hatte Anfang Mai eine Überstellung des ehemaligen Geheimdienstagenten von Großbritannien beantragt. Eine Woche zuvor hatten beide Staaten ein Abkommen über den Austausch von Häftlingen unterzeichnet. Al-Megrahi solle als Bedingung den Rest seiner lebenslangen Freiheitsstrafe in seinem Heimatland absitzen, hieß es.

Krebs im fortgeschrittenen Stadium

Darüber konnte bislang nicht entschieden werden, weil er die Revision gegen seine Verurteilung nicht zurückzog. Eine Berufung war 2002 abgewiesen worden. Ende April eröffnete ein Gericht in Edinburgh ein neues Verfahren, nachdem eine Kommission Anzeichen für einen Justizirrtum erkannt hatte.

Ende Juli hatte Al-Megrahi angesichts seiner schweren Krankheit ein Gesuch um Haftverschonung gestellt. Der zu lebenslanger Haft verurteilte Libyer leidet an Prostatakrebs im fortgeschrittenen Stadium. Er müsste eigentlich noch mindestens sechs Jahre im Gefängnis verbringen.

Der heute 57-jährige Al-Megrahi war wegen des Anschlags auf eine Maschine der US-Fluggesellschaft PanAm im Jahr 1988 zu mindestens 27 Jahren Haft verurteilt worden. Bei dem Anschlag über dem schottischen Lockerbie starben 270 Menschen. Megrahi beteuerte stets seine Unschuld.

© dpa/AFP/af - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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