Olaf Scholz, Kanzlerkandidat der SPD in spe, hat gekämpft im Finanzausschuss des Bundestags. Um zu siegen, was im konkreten Falle heißt, den riesigen Betrugsskandal des Dax-Konzern Wirecard aufzuklären, wird er aber einen Turbo zünden müssen. Denn der Erkenntnisgewinn in der Sondersitzung des Finanzausschusses hat sich in Grenzen gehalten. Das war erwartbar. Scholz, als Bundesfinanzminister in der politischen Verantwortung für die Vorgänge, hat vor allem bewiesen, dass er sich auskennt im politischen Geschäft. Er hat ja zum wiederholten Mal in einem Finanzskandal aussagen müssen; und wieder hat er das bewährte Rezept angewendet: Man habe entlang bestehender Regeln gehandelt. Weil dennoch Betrug möglich gewesen sei, müssten die Regeln geändert werden. Dem ist in der Substanz nicht zu widersprechen.
Wirecard:Mutprobe für Scholz
Für die Aufarbeitung des Wirecard-Skandals wird es mehr brauchen als eine Sondersitzung im Finanzausschuss - das ist klar. Wenn Olaf Scholz allerdings echte Konsequenzen ziehen will, muss er sich auch an Strukturen im eigenen Haus herantrauen.
Kommentar von Cerstin Gammelin, Berlin
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