Bundeskanzler in Äthiopien:Scholz plädiert für Aufnahme der Afrikanischen Union in die G 20

Bundeskanzler in Äthiopien: Scholz mit Moussa Faki Mahamat, Vorsitzender der Kommission der Afrikanischen Union.

Scholz mit Moussa Faki Mahamat, Vorsitzender der Kommission der Afrikanischen Union.

(Foto: Michael Kappeler/dpa)

Zu Beginn seiner Afrika-Reise mahnt der Kanzler "Respekt vor dem Kontinent" an und verspricht Unterstützung bei Friedensbemühungen für den Sudan.

Von Daniel Brössler, Addis Abeba

Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich für eine stärkere internationale Rolle der Afrikanischen Union (AU) ausgesprochen. "Wir wollen unterstützen, dass die Afrikanische Union einen Sitz in den G20 bekommt, dass sie mitmachen und mitentscheiden kann", sagte der SPD-Politiker am Donnerstag zum Auftakt einer dreitägigen Afrika-Reise in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba. Dieser Schritt sei "längst überfällig". Das gebiete "der Respekt vor dem Kontinent und seinen Staaten und auch seiner wachsenden Bevölkerung", betonte Scholz nach einem Gespräch mit dem Vorsitzenden der AU-Kommission, Moussa Faki Mahamat. Die AU hat ihren Sitz in Addis Abeba.

Nötig sei ein "Neustart in den Nord-Süd-Beziehungen", der es ermögliche "auf Augenhöhe gemeinsame Perspektiven zu entwickeln", forderte Scholz. "Wir müssen uns einstellen auf eine Welt, die multipolar sein wird, in der viele Länder des globalen Südens eine große Bedeutung bekommen werden", sagte er. Für Deutschland und Europa nehme Afrika dabei eine zentrale Stellung ein.

Äthiopien, die erste Station seiner Reise, würdigte Scholz als "großes Land, das in Afrika für die Stabilität von Bedeutung ist". Er wolle nach dem mehrjährigen Bürgerkrieg dazu "ermuntern, den Friedensprozess, der begonnen hat, weiter fortzuführen". Die Verbrechen während des Krieges um Tigray müssten aufgearbeitet und die Zusammenarbeit der verschiedenen Volksgruppen gefördert werden. Während des Bürgerkrieges, in den auch das Nachbarland Eritrea eingegriffen hat, waren mehrere Hunderttausend Menschen getötet worden. Vielfach wurde von Gräueltaten berichtet.

Der Sprecher des Sudan warnt vor einem "riesigen Bürgerkrieg"

Deutschland habe überdies "alle Unterstützung für eine friedliche Konfliktbeilegung" im Sudan zugesichert, sagte Scholz. Die Afrikanische Union bemüht sich derzeit mit internationalen Partnern um eine Entschärfung des gewaltsamen Machtkampfes im Sudan. Die regulären Streitkräfte unter Führung des De-facto-Präsidenten Abdel Fattah al-Burhan kämpfen im Sudan gegen die paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) des Generalleutnants Mohammed Hamdan Daglo.

"Unsere Mittel sind begrenzt, aber wir werden alles uns Mögliche tun", sagte der Sudan-Sprecher der AU, Mohamed Al Hacen Lebatt, im Gespräch mit deutschen Journalisten. Die internationale Gemeinschaft müsse vereint agieren, um Druck auf beide Konfliktparteien und deren Unterstützer auszuüben. Auch Deutschland könne eine wichtige Rolle spielen. "Die Stimme Deutschlands wird im Sudan gehört", sagte er. "Wenn dieser Krieg nicht gestoppt wird, kann er in einen riesigen Bürgerkrieg umschlagen, der sich nicht auf Sudan beschränkt", warnte Lebatt. Das könne eine "große Krise in Afrika auslösen". Die AU ist ein Zusammenschluss von 55 Staaten, der "Einheit und Solidarität" in Afrika fördern soll. Die Mitgliedschaft Sudans wurde nach einem Staatsstreich 2019 suspendiert.

Von Addis Abeba flog Scholz nach Gesprächen mit Ministerpräsident Abiy Ahmed und dem Interimsregierungschef der Provinz Tigray, Getachew Reda Kahsay, nach Kenia weiter. Auch dort sollte die Sudan-Krise eines der Themen sein.

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