Schmidts Gegenspieler und Weggefährten:Er war beliebt bei Pragmatikern und Konservativen

Helmut Schmidt konnte gut mit dem bürgerlichen Lager. In der SPD trug er harte Konflikte aus. Seine Gegenspieler, seine Weggefährten.

Von Martin Anetzberger

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Willy Brandt

Willy Brandt und Helmut Schmidt, 1974

Quelle: DPA

Brandt und Schmidt, sie waren die zwei großen Männer der modernen SPD: Sie respektierten die jeweilige politische Leistung des anderen, aber sie trugen auch erbitterte Konflikte miteinander aus und hatten sich zwischenzeitlich lange nichts zu sagen.

Die beiden waren grundverschieden. Brandt der Visionär der deutschen Ostpolitik und Initiator linker Reformprogramme, Schmidt der wirtschaftlich und politisch sehr pragmatisch denkende Realpolitiker, der amerikanische Mittelstreckenraketen in Deutschland stationieren lassen wollte. "Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen", sagte Schmidt einmal, wollte diese Aussage aber nicht auf Brandt bezogen wissen. Dennoch passt sie, um das Verhältnis der beiden zu beschreiben.

Als Brandt wegen der Guillaume-Affäre 1974 als Bundeskanzler zurücktreten musste, folgte ihm Schmidt. Brandt konnte aber nur schwer loslassen von seinem Amt und mischte sich zum Missfallen seines Nachfolgers als Altkanzler und SPD-Vorsitzender in die Regierungspolitik ein. "Keine 14 Tage wäre ein Sozialdemokrat Kanzler geblieben, hätte ich [...] ihn für untragbar gehalten", schrieb er lange Zeit später in seinen Erinnerungen. In seinem Buch "Weggefährten" beschreibt Schmidt die Tatsache, dass Brandt nach seinem Rücktritt SPD-Vorsitzender blieb, als politischen Fehler.

Im Sommer 1981 kam es zum Zerwürfnis. Brandt reiste in die Sowjetunion, Breschnew stellte ihm unter bestimmten Bedingungen sogar die Zerstörung der auf Westeuropa gerichteten SS-20-Mittelstreckenraketen in Aussicht. Die Nato hatte auf die Stationierung dieser nuklearen Sprengköpfe 1979 mit ihrem Doppelbeschluss reagiert, der die Stationierung amerikanischer Raketen in Mitteleuropa vorsah - was Schmidt vehement befürwortete. Der Kanzler fühlte sich von seinem Vorgänger hintergangen. Brandt verkaufte seine Reise zu Breschnew dagegen als wichtigen Schritt auf dem Weg zum Weltfrieden.

Die Partei stellte sich später eindeutig auf die Seite Brandts. Auf einem Parteitag nach Schmidts Sturz stimmte sie mit überwältigender Mehrheit gegen den Nato-Doppelbeschluss, den die neue Regierung unter Kohl kurz danach dennoch durch den Bundestag brachte.

Schmidt und Brandt versöhnten sich erst 1991 wieder endgültig. Ein Jahr später starb Brandt.

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Rainer Barzel

Rainer Barzel auf dem CDU-Parteitag in Düsseldorf 1971.

Quelle: Horst Ossinger/dpa

Der CDU-Politiker Rainer Barzel und Helmut Schmidt kämpften nie direkt gegeneinander um das Amt des Bundeskanzlers, doch sie waren den größten Teil ihres Politikerlebens harte Gegner - und gleichzeitig Freunde. Freunde wurden sie in der Zeit der Großen Koalition (1966-1969), damals arbeiteten sie als Vorsitzende der beiden regierenden Fraktionen im Bundestag eng zusammen.

Nach dem Ende der Kanzlerschaft Kurt-Georg Kiesingers (CDU) folgten zwischen Sozial- und Christdemokraten erbitterte Kämpfe um die Macht, in der beide Männer ihre schlimmste politische Niederlage einstecken mussten. So versuchte Barzel, Willy Brandt 1972 als Bundeskanzler durch ein konstruktives Misstrauensvotum abzulösen, doch er scheiterte hauchdünn, und Helmut Schmidt wurde letztlich Brandts Nachfolger.

"Zehn Jahre später hat er sich für seine Niederlage revanchiert, indem er Helmut Kohls Antrag eines konstruktiven Misstrauensvotums gegen mich im Bundestag begründete", sollte Schmidt in einem Nachruf auf Barzel schreiben. Wirklich persönlich genommen hat der stolze Schmidt ihm das nicht. Barzel wäre seiner Ansicht nach ein guter Bundeskanzler geworden. Als er 2006 starb, hielt sein ehemaliger politischer Gegenspieler beim Staatsakt im Bundestag die Trauerrede. Seinen Nachruf in der Zeit überschrieb er mit: "Ein Freund".

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Franz Josef Strauß

Geißendörfer plant Film über Franz Josef Strauß

Quelle: dpa

Der eine ein CSUler aus München, aufgewachsen in einer streng katholischen, anti-preußischen und der Monarchie wohlgesonnenen Familie, der andere Sozialdemokrat aus Hamburg, Protestant und Mitglied der SPD. Man könnte meinen, Franz Josef Strauß und Helmut Schmidt können unterschiedlicher nicht gewesen sein.

Doch die beiden Männer verstanden sich recht gut. Schmidt begrüßte den Bayern gerne mit "Na, Sie alter Gauner!", und Strauß pflegte zu antworten: "Na, Sie alter Lump!". Schmidt vertraute dem ehrgeizigen Bayern, berief ihn nach der Schleyer-Entführung im Herbst 1977 in den sogenannten "Großen Krisenstab", obwohl er als Oppositionspolitiker nicht seinem Kabinett angehörte.

Harte politische Gegner waren sie schon seit dem Ende der Großen Koalition (1966-69). Und natürlich wollte Strauß die Chance, die ihm die Union gegeben hatte, nutzen und Kanzler werden. Er lieferte Schmidt 1980 einen aggressiven Wahlkampf, doch die Wähler bestätigten die sozialliberale Koalition im Amt.

Diese Wahlniederlage machte Kohl zum uneingeschränkten Spitzenmann der Union, und als Kohl mit Hilfe des konstruktiven Misstrauensvotums 1982 Kanzler wurde, war das nicht nur eine bittere Niederlage für Schmidt, sondern auch für Strauß. Der Bayer und der Kanzler der Einheit blieben sich bis zuletzt in tiefer Abneigung verbunden.

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Helmut Kohl

Helmut Kohl wird 80

Quelle: dpa

Es war der schwerste Gang in der politischen Laufbahn des Helmut Schmidt. Durch ein konstruktives Misstrauensvotum gestürzt, musste er dem neuen Kanzler Helmut Kohl (CDU) im Bundestag gratulieren. Das fiel ihm sichtlich schwer. Bei der Abstimmung hatten sich einige Abgeordnete des abtrünnigen Koalitionspartners FDP für den konservativen Kandidaten ausgesprochen, den Schmidt bei der Bundestagswahl 1976 noch besiegt hatte.

Es ist bis heute das einzige Mal, dass ein Kanzler durch ein konstruktives Misstrauensvotum abgelöst wurde. Bei der wenig später abgehaltenen Neuwahl trat Schmidt nicht mehr an, sie brachte einen klaren Sieg für das wiederbelebte schwarz-gelbe Bündnis aus Union und FDP.

In einem Zeit-Interview von 2010 gab Schmidt zu, Kohl über viele Jahre hinweg unterschätzt zu haben. "Ich habe Kohl (von 1969-1976 Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, d.Red.) lange als Provinzpolitiker empfunden, seit dem Herbst 1989 aber als Staatsmann", sagte er. Ausschlaggebend war dabei der Zehn-Punkte-Plan, den Kohl zu dieser Zeit vorgelegt hatte. Schmidt nannte diesen eine "Glanzleistung" und würdigte damit Kohls Verdienste um die deutsche Wiedervereinigung. Dass Kohl nach der Wende "blühende Landschaften" im Osten versprach, schrieb Schmidt einer erheblichen Selbstüberschätzung zu. "Mir war (...) klar, dass er von Wirtschaft nicht sonderlich viel verstand", sagte er in der Zeit.

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Hans-Dietrich Genscher

Hans-Dietrich Genscher Helmut Kohl 1982

Quelle: dpa

Der langjährige Außenminister Hans-Dietrich Genscher war maßgeblich am Sturz Helmut Schmidts beteiligt. Nach der Wahl 1969 hatte der FDP-Politiker zusammen mit dem Sozialdemokraten Willy Brandt die Große Koalition durch die sozialliberale ersetzt. Und Genscher blieb auch im Kabinett, als Schmidt 1974 Regierungschef wurde.

Unter Schmidt entfremdeten sich jedoch die beiden Koalitionspartner, vor allem in der Wirtschafts- und Sozialpolitik. Genscher schrieb im Herbst 1981 den sogenannten "Wende-Brief", in dem er dem Koalitionspartner deutlich widersprach. Der Konflikt eskalierte, als Wirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff (FDP) ein Jahr später ein mit der sozialstaatlichen Ausrichtung der SPD unvereinbares Konzept zur Bekämpfung von Arbeitslosigkeit und Wachstumsschwäche vorgelegte.

Schmidt kritisierte das öffentlich als Vertrauensbruch, Genscher und die anderen FDP-Minister erklärten daraufhin ihren Rücktritt. Beim konstruktiven Misstrauensvotum wenige Tage später stimmten mehr als die Hälfte der liberalen Abgeordneten für den neuen Kanzler Helmut Kohl. Ihre Parteifreundin Hildegard Hamm-Brücher hatte dem Machtwechsel bei der vorangegangenen Bundestagsdebatte die "moralisch-sittliche Qualität" abgesprochen. Nach der Neuwahl im März 1983 berief Kohl Genscher erneut als Außenminister (das Foto zeigt beide 1982 bei einer Kabinettssitzung).

Was einige Sozialdemokraten als Verrat Genschers und der FDP auffassten, kommentierte Schmidt gegenüber seiner Heimatzeitung Zeit im September 2012 pragmatisch. Zwar habe die FDP sein Gesicht auf ihre Wahlplakate gedruckt, letztlich sei es aber die Leistung Kohls gewesen, seine Politik ohne großen Bruch weiterzuführen.

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Waltrude Schleyer

Bundeskanzler Helmut Schmidt spricht Witwe Waltrude Schleyer sein Beileid aus

Quelle: Heinz Wieseler/dpa

Wohl niemand in Deutschland litt persönlich so sehr unter der Kanzlerschaft Schmidts wie Waltrude Schleyer, und sie vergaß das bis zum Ende nicht.

Am 5. September 1977 hatte das RAF-Kommando "Siegfried Hausner" ihren Mann entführt, den Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer. Die linksextremistische Gruppe wollte damit elf inhaftierte Mitglieder (u. a. Andreas Baader und Gudrun Ensslin) freipressen. Doch Schmidt weigerte sich strikt, mit den Terroristen zu verhandeln. Das Leid und die Angst der Ehefrau brachten ihn nicht zum Nachgeben.

Stattdessen entschied Schmidt sich für die "militärische Lösung", wie es die RAF nannte: Aufspüren des Entführten und dessen, wenn nötig, gewaltsame Befreiung. Dabei war ihm durchaus bewusst, dass die Weigerung, Gefangene auszutauschen, Schleyers Leben stark gefährdete. Schmidt stellte die Räson von der Nichterpressbarkeit des deutschen Staates über das Schicksal eines einzelnen Bürgers und hoffte, die Entführer austricksen zu können. Seine Taktik ging nicht auf. Nach sechs Wochen des Bangens tötete die RAF ihre Geisel, und Schmidt musste die politische Verantwortung übernehmen.

Bei der Trauerfeier (Bild) stellte er sich Waltrude Schleyer und saß während des Gottesdienstes neben ihr. Später räumte er ein, er habe sich "schuldhaft verstrickt" gefühlt. Noch wenige Monate vor ihrem Tod sagte die Witwe der Zeitschrift Super Illu: "Ich habe mich nie damit abgefunden, dass der Staat meinen Mann geopfert hat."

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Valéry Giscard d'Estaing

HELMUT SCHMIDT UND VALERY GISCARD D'ESTAING

Quelle: DPA

Paris am 29. Mai 2013: Helmut Schmidt saß zusammen mit dem ehemaligen Staatspräsidenten Valéry Giscard d'Estaing auf dem Podium einer kleinen Gesprächsrunde, die Ulrich Wickert moderierte. Die drei Männer sprachen über die Rolle Europas im Konflikt in Syrien und die europäische Integration.

Doch Schmidt fand in Anwesenheit seines Freundes Giscard auch die Gelegenheit für ein paar persönliche Worte. Er sei mit 94 Jahren ein uralter Opa, der überall seine Abschiedsbesuche mache. "Ich bin zum letzten Mal in Frankreich", sagte er sichtlich bewegt und zündete sich sogleich eine Zigarette an.

Schmidt und Giscard waren über ihre große Übereinstimmung in wichtigen Fragen der Finanz- und Wirtschaftspolitik zu Freunden geworden, obwohl der Deutsche Sozialdemokrat und der bürgerlich-liberale Franzose aus unterschiedlichen politischen Lagern und auch gesellschaftlichen Milieus stammten. Schmidt schrieb, dass er sich in Giscards Privatschloss "verloren und deplaciert" vorgekommen sei.

Zusammen erarbeiteten sie das Konzept eines Europäischen Währungssystems (EWS) und begründeten in den 70er-Jahren die Idee von informellen Treffen zwischen Vertretern der wichtigsten Wirtschaftsnationen. Zum ersten und einzigen G6-Gipfel - Vorläufer des heutigen G7-Gipfels - lud Giscard von 15. bis 17. November 1975 ins Schloss Rambouillet.

1979 trafen sich Giscard, Schmidt, US-Präsident Carter und der britische Premier Callaghan auf der französischen Insel Guadeloupe und verabschiedeteten gemeinsam den sogenannten Nato-Doppelbeschluss. Schmidt schrieb Giscard stets die entscheidende Wendung bei dem Treffen zu.

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Henry Kissinger

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Quelle: Stephan Rumpf

Der ehemalige US-amerikanische Außenminister machte seinem Freund Helmut Schmidt vor wenigen Jahren ein Kompliment, wie man es höchstens von einem über Jahrzehnte hinweg vertrauten Ehepartner erwarten würde. Kissinger soll gesagt haben, er hoffe vor Schmidt zu sterben, weil er nicht in einer Welt ohne ihn leben wolle.

Zum ersten Mal begegnet waren Schmidt und Kissinger sich in der zweiten Hälfte der 50er-Jahre. Schmidt saß damals im Verteidigungsausschuss und stieß bei seiner Lektüre über militärstrategische Fragen auch auf ein Buch Kissingers. In der gemeinsamen Zeit als Kabinettsmitglieder ihrer jeweiligen Länder verstärkte sich ihr Kontakt und Schmidt zufolge wurden sie während seiner Kanzlerschaft (1974 bis 1982) Freunde. Demnach waren sie aber bei Weitem nicht immer einer Meinung - auch nach ihrer Zeit als aktive Politiker. Dem INF-Abrüstungsvertrag von 1987 zwischen USA und Sowjetunion stand Kissinger im Vergleich zu Schmidt deutlich skeptischer gegenüber.

In seinen persönlichen Erinnerungen lobt Schmidt den Deutsch-Amerikaner überschwänglich. Er sei ein "Geostratege mit weitreichendem Blick" und verfüge über einen "enormen Fundus an geschichtlichem und zeitgeschichtlichem Wissen", schrieb er.

Das Bild zeigt Henry A.Kissinger und Helmut Schmidt 2007 in München. Schmidt war damals der erste Träger des Henry A. Kissinger Prize, den die American Academy in Berlin Persönlichkeiten für ihre Verdienste um die transatlantischen Beziehungen verleiht.

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Oskar Lafontaine

Oskar Lafontaine

Quelle: dpa/dpaweb

Im September 2011 zitierte der Spiegel aus einem Brief Helmut Schmidts an Oskar Lafontaine: Der Altkanzler hatte darin geschrieben, es sei "unmöglich", die "von Dir angedeutete Entschuldigung zu akzeptieren". Was war passiert, dass sich Schmidt derart unversöhnlich gegenüber Lafontaine zeigte?

Es hatte nichts damit zu tun, dass Lafontaine kurz nach dem rot-grünen Wahlsieg 1998 von seinem Ämtern als Finanzminister und SPD-Vorsitzender zurückgetreten war - viele in der Partei haben dem Saarländer das nie verziehen.

Es ging tatsächlich um eine Aussage Lafontaines aus dem Jahr 1982, also aus einer Zeit, da Schmidt noch Kanzler war und in seiner eigenen Partei für die Unterstützung des Nato-Doppelbschlusses kämpfte. In diesem Zusammenhang hatte Lafontaine dem Stern gesagt, mit den von Schmidt gelobten Sekundärtugenden Pflichtgefühl, Berechenbarkeit, Machbarkeit und Standhaftigkeit könne man "auch ein KZ betreiben".

Schmidt war tief getroffen, so eine schlimme Beleidigung habe er "weder innerhalb der Partei noch von einem politischen Gegner erlebt" schrieb er in dem Brief.

1990 rächte sich Schmidt: In einem Interview sagte er, Lafontaine werde die Wahl gegen Helmut Kohl "zu Recht" nicht gewinnen. 18 Jahre später erneuerte er diese Kritik in seinen persönlichen Erinnerungen und legte sogar noch einmal nach. In der Bild-Zeitung stellte Schmidt das populistische Potenzial des jüngeren Politikers mit dem des französischen Rechtsradikalen Jean-Marie Le Pen auf eine Stufe, wobei er diesen Vergleich mit dem Hinweis, Lafontaine sei "links", immerhin relativierte. Und er wies darauf hin, dass "Charisma für sich genommen noch keinen guten Politiker" ausmache, ein guter Redner sei schließlich auch Hitler gewesen - ein Seitenhieb auf das rhetorische Talent seines Kontrahenten. Zu dem Zeitpunkt war Lafontaine längst aus der SPD ausgetreten und Mitglied der Partei Die Linke.

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Anwar as-Sadat

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Quelle: AFP

Helmut Schmidt traf den ehemaligen Präsidenten Ägyptens nur ein paar Mal. Dennoch bekannte er freimütig: "Ich liebte ihn." Das zeigt, wie sehr Anwar as-Sadat Eindruck auf Schmidt gemacht haben muss.

Der Deutsche bewunderte Sadat vor allem für sein Wissen über Geschichte und Religion. Auf einer Nilkreuzfahrt philosophierten die beiden Schmidt zufolge stundenlang über die gemeinsamen Wurzeln der drei abrahamitischen Religionen, den respektvollen Umgang des Korans mit Juden- und Christentum und die Möglichkeit eines friedlichen und respektvollen Umgangs der Gläubigen miteinander.

Sadat (im Bild rechts mit seinem Nachfolger Hosni Mubarak) eroberte 1973 im Jom-Kippur-Krieg den Sinai von Israel zurück und schloss mit dem jüdischen Staat 1979 einen Friedensvertrag. Am 6. Oktober 1981 wurde er in Kairo während einer Militärparade von radikalen Islamisten ermordet. Zu seiner Beisetzung reisten neben Helmut Schmidt auch François Mitterrand, Prince Charles und die ehemaligen US-Präsidenten Jimmy Carter, Gerald Ford und Richard Nixon an.

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Karl Popper

Karl Raimund Popper, 1993

Quelle: DPA

Der österreichisch-britische Philosoph Karl Raimund Popper gehörte zu den Menschen, denen Schmidt eher zuhörte, als selbst zu reden.

Das lag zum Teil wohl daran, dass Popper (1902-1994) älter war als Schmidt, und dennoch ein Zeitgenosse. Im Gegensatz zu anderen Philosophen, die Schmidt studiert hatte, wie Immanuel Kant, Max Weber oder Marc Aurel, mit denen er sich nicht hatte austauschen können.

Hauptsächlich aber hatte Poppers kritischer Rationalismus einen großen Einfluss auf Schmidts politisches Denken. Der Politiker holte sich Rat beim Philosophen, beide standen in regem Briefkontakt. Schmidt lehnte Ideologien ebenso wie Popper ab und plädierte stets für eine pragmatische Politik der kleinen Schritte.

© Süddeutsche.de/dpa/Reuters/AFP/ghe
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