Schlichtungsstellen:Erfolg für Muslime in Kanada

In Kanada dürfen Muslime Schlichtungsstellen einrichten, die rechtliche Konflikte auf Basis der Scharia regeln. Es ist weltweit das erste Mal für ein nicht-islamisches Land, dass der Scharia diese gerichtliche Autorität offiziell zugestanden wird.

Vancouver - Muslimische Frauen in Kanada, aber auch internationale Beobachter befürchten nun den Einzug islamischen Rechts in einer westlichen Demokratie.

Die Schlichtungsstellen können nur bei zivilen Konflikten - etwa bei Scheidung oder Kinderzuteilung - tätig werden. Straftaten bleiben weiterhin bei kanadischen Gerichten. Zudem müssen Entscheidungen der muslimischen Schiedsgerichte von einem kanadischen Gericht bestätigt werden, um rechtsgültig zu sein.

Aber Alia Hogben, Präsidentin des Kanadischen Rates für muslimische Frauen, sorgt sich um die Freiheitsrechte der Kanadierinnen. "In Saudi-Arabien beispielsweise, wo die Scharia strikt angewendet wird, sehen wir die Rechte der Frauen nicht geschützt", sagte sie im kanadischen Fernsehen CBC.

In Ontario soll die erste Schlichtungsstelle entstehen. Die Behörden dort wollen die Bürger ermuntern, ihre Konflikte vermehrt außergerichtlich zu regeln, um die Überlastung der Gerichte zu reduzieren und ihre Kosten zu senken. In Toronto wurde ein "Islamisches Institut für zivile Gerichtsbarkeit" gegründet, das nun Schlichter im Scharia-Recht ausbildet.

Vertreter islamischer Verbände in Kanada betonten, dass es schon lange Schlichtungsdienste in Moscheen gibt. Jetzt würden diese Einrichtungen formalisiert. Sie weisen auch darauf hin, dass Schlichtungssprüche nicht gegen kanadisches Recht verstoßen dürfen. Dennoch glaubt Hogben, dass muslimische Frauen unter Druck oder aus Glaubensgründen einen Schiedsspruch akzeptieren könnten, den sie eigentlich nicht wollen.

Ein kanadischer Richter würde dann den Schiedsspruch sanktionieren, da ihm die muslimische Frau zugestimmt hat.

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