Schleswig-Holstein:Kieler Verwüstungen

Nach der Vertrauensfrage, vor den Neuwahlen: Der Mangel an Anstand in Kiel wird lange in Erinnerung bleiben - und die Politiker mehr belasten, als viele jetzt ahnen.

Jens Schneider

Endlich ist der Rosenkrieg vorbei. Das ist die einzig halbwegs gute Nachricht nach einer schlimmen Woche in Kiel. Acht Tage haben den Spitzen von CDU und SPD gereicht, um eine Schneise der Verwüstung in die politische Landschaft an der Küste zu schlagen.

Acht Tage, um das Land in den Zustand jener Zeit zurückzubringen, als Schleswig-Holstein für Skandale stand, für üble Tricks und Mangel an gegenseitigem Respekt. Zwar gab es keine Bespitzelung wie zu Uwe Barschels Zeiten, es gab keinen anonymen Verrat wie beim Drama um Heide Simonis. Aber der Mangel an Anstand dieser Tage wird ähnlich lange in Erinnerung bleiben und die Politiker mehr belasten, als viele jetzt ahnen.

Den kurzfristigen Schaden haben die beiden Hauptakteure schon jetzt. Peter Harry Carstensen hat mit dem stillosen Rauswurf der SPD-Minister seinem Ruf schwer geschadet. Es war anrührend, wie er sich dafür am Donnerstag vor dem Landtag entschuldigte. Das Scheitern seines Versuchs einer menschlichen Politik wurde damit nur noch deutlicher: Er handelte politisch anders, als er es menschlich wollte - aus reinem Machtkalkül.

Fehlen von Mitte un Maß

Es wird nicht leicht, damit vor dem Wähler zu bestehen. Schwer geschadet hat sich aber auch sein Widersacher Ralf Stegner. Er hat am letzten Tag des Dramas mit seinen persönlichen Attacken noch einmal offenbart, dass ihm Maß und Mitte fehlen - und Gespür für die Realität.

Es passt nicht zusammen, wenn er Carstensen als vorsätzlichen Lügner beschimpft und zugleich sagt, man hätte weiter zusammen regieren können. Geradezu lächerlich ist seine Aussage, nach den Wahlen könne es erneut eine große Koalition geben. Das ist, mit ihm im Geschäft, auf Jahre unvorstellbar.

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