Schleswig-Holstein:Frei von Selbstzweifeln

Die SPD hat die Küstenkoalition mit Grünen und SSW durch einige Krisen zurück in die Harmonie geführt. Nun schickt sie Ministerpräsident Albig erneut in den Wahlkampf.

Von Thomas Hahn, Neumünster

Wer nicht sicher ist, wie die Landtagswahlen von Schleswig-Holstein im nächsten Jahr ausgehen, kann sich an den Ministerpräsidenten Torsten Albig von der SPD wenden. Der weiß es. "Wir werden am 7. Mai, 18 Uhr, die stärkste Partei im Landtag von Schleswig-Holstein sein", hat er am Samstag in Neumünster beim Landesparteitag der SPD gesagt. Albig gab diese Prognose ab, kurz bevor die Delegierten ihn einstimmig zu ihrem Spitzenkandidaten wählten. Er war also ein bisschen befangen. Aber wenn Selbstbewusstsein ein Faktor ist bei der Stimmenjagd, dann dürfte was dran sein an Albigs Vorhersage.

Dem Selbstzweifel gibt man in diesen Tagen wenig Raum in Schleswig-Holsteins SPD - dafür sorgt schon der Landespartei- und Fraktionsvorsitzende Ralf Stegner mit seinen klaren Ansagen. Dass die SPD die Küstenkoalition mit Grünen und Südschleswigschem Wählerverband (SSW) immer konfliktfrei geführt hätte, kann man zwar nicht sagen. 2014 herrschte sogar Krisenstimmung, nachdem Bildungsministerin Waltraud Wende wegen ihrer Forderung nach einer Rückkehroption an die Universität Flensburg einem - später nicht bestätigten - Korruptions-Anfangsverdacht der Staatsanwaltschaft ausgesetzt war. Aber das Gewitter zog vorbei. Britta Ernst übernahm den Posten, der Kurs einer bürgernahen Fortschrittspolitik ging weiter. Derzeit wirkt die Koalition harmonisch - und der Ministerpräsident Albig wie ihr Alpha-Mann fürs Feine und Salbungsvolle.

Die SPD will, dass es so bleibt. Von der grünen Spitzenkandidatin, der Finanzministerin Monika Heinold, und anderen Grünen war zwar zu hören, dass sie eine Koalition mit CDU und FDP nicht ausschlössen. Aber das waren wohl eher Vorsichtsaussagen. Die aktuelle Koalition gefällt sich als eine Art Linksbündnis, das sich klar abgrenzt von allen Populismus-Tendenzen.

Das hat Albig am Samstag in seiner Rede auch getan. Er wirkte unbeeindruckt von den Stimmen der neuen etablierten Erzkonservativen, was wohl auch damit zu tun hat, dass die AfD schwach ist in Schleswig-Holstein. Als "Projekt der Gerechtigkeit" sieht Albig die Politik seines Kabinetts. "Wir wollen Schleswig-Holstein zu einer sozialen, ökonomischen, ökologischen Modellregion machen." Er klang wie ein Sozialdemokrat, der vielleicht nicht alles richtig macht. Aber der eine klare Haltung vertritt im Bemühen um eine Gesellschaft der vielen Chancen.

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