Schlag gegen Terrorgruppe:Polizei nimmt deutsch-afghanischen Islamisten fest

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Er sollte in Deutschland Kämpfer für den Dschihad rekrutieren und Geld beschaffen: Die Polizei hat einen Deutsch-Afghanen festgenommen, der offenbar eine Schlüsselfigur für die "Islamische Bewegung Usbekistan" ist. Die Gruppe verschickt an Deutschland scharfe Terrordrohungen.

Tanjev Schultz

Den deutschen Sicherheitsbehörden ist ein Schlag gegen eine islamistische Terrorgruppe gelungen. In Bonn nahmen Beamte des Bundeskriminalamts den Deutsch-Afghanen Mohammed Salim A. fest, teilte die Bundesanwaltschaft am Dienstag mit.

Er soll Mitglied der "Islamischen Bewegung Usbekistan" (IBU) sein, die von Waziristan aus, dem Grenzgebiet von Pakistan und Afghanistan, Terrordrohungen an Deutschland adressiert. Der 20-jährige A., für den ein Ermittlungsrichter Untersuchungshaft anordnete, soll seit Oktober 2011 der "Statthalter der Organisation in Deutschland" gewesen sein.

Im August 2010 soll der Beschuldigte von Offenbach aus etwa 800 Euro an einen Mittelsmann der IBU in Pakistan überwiesen haben. Später soll er selbst Mitglied der terroristischen Vereinigung geworden sein und geplant haben, aus Deutschland auszureisen und nach Waziristan zu gelangen. Mohammed Salim A. gilt als Kontaktmann der mutmaßlichen IBU-Terroristen Mounir und Yassin C. Die Brüder stammen ursprünglich aus Bonn, derzeit werden sie in Waziristan vermutet.

Er sollte Informationen über die politische Lage in Deutschland sammeln

Immer wieder stellen die beiden Deutsch-Marokkaner Videos in deutscher Sprache mit Terrordrohungen ins Internet. Der jetzt festgenommene Beschuldigte soll nach Angaben der Bundesanwaltschaft die Aufgabe gehabt haben, Informationen über die politische Lage in Deutschland zu sammeln. Seine Erkenntnisse habe er an die "Medienstelle" der IBU übermitteln sollen. Außerdem sei er dafür zuständig gewesen, in Deutschland Kämpfer für den militanten Dschihad zu rekrutieren und Geld zu beschaffen.

Die Festnahme von Mohammed Salim A. trifft demnach auch die Brüder Mounir und Yassin C., deren Leben in Waziristan durch die regelmäßigen Drohnenangriffe der USA ohnehin in den vergangenen Monaten immer beschwerlicher und gefährlicher geworden sein dürfte. Die IBU gilt somit als geschwächt. Viele militante Islamisten suchen mittlerweile lieber Verbindungen nach Ägypten und Somalia als zum Kampfgebiet in Waziristan.

Im Frühjahr hatte Yassin C. ein ungewöhnlich scharfes Drohvideo verbreitet. Vor einem Bild des Reichstags in Berlin, das in den Clip montiert war, verbreitete er Hasstiraden und verkündete: "Ja, wir sind Terroristen!" Er pries in dem Video Arid U., den Attentäter vom Frankfurter Flughafen. Arid U. hatte im vergangenen Jahr zwei US-Soldaten am Flughafen ermordet. Das Attentat gilt als der erste islamistische Anschlag mit Todesopfern in Deutschland. Arid U. soll kurz vor seiner Tat die Kampflieder der Brüder C. gehört haben. Im Mai legte Yassin C. nach und rief in einem weiteren Propaganda-Clip zum Mord an Mitgliedern der rechtsradikalen Partei "Pro NRW" auf, weil diese mit dem Zeigen von Mohammed-Karikaturen den Islam beleidigt hätten.

© SZ vom 19.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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