Schlafmittel-Opfer:Betroffene kritisieren erstes Contergan-Denkmal

Scharfe Kritik am weltweit ersten Denkmal für Contergan-Opfer: Der Bundesverband Contergangeschädigter hält die Skulptur für eine PR-Maßnahme.

Kurz vor der Einweihung wird das weltweit erste Denkmal für die Opfer des Schlafmittels Contergan scharf kritisiert. "Für uns ist klar, dass es für die Firma Grünenthal eine günstige PR-Maßnahme ist", sagte eine Sprecherin des Bundesverbandes Contergangeschädigter der Nachrichtenagentur dapd. Dass ausgerechnet Grünenthal das Denkmal zahle, habe man nicht gewusst, die Betroffenen seien "aus allen Wolken gefallen". "Wir stehen nicht zum Contergan-Denkmal", sagte die Sprecherin.

Die Bronze-Skulptur wird am morgigen Freitag von der Stadt Stolberg bei Aachen auf Initiative eines Betroffenen enthüllt. Die Kosten in Höhe von 5000 Euro hatte der Pharmakonzern Grünenthal übernommen, der Contergan vor mehr als 50 Jahren hergestellt hatte. Tausende schwangere Frauen hatten damals nach Einnahme des als ungefährlich angepriesenen Mittels Kinder mit Fehlbildungen zur Welt gebracht.

"Grünenthal hat immer noch nicht erkannt, dass es in der Schuld steht", sagte die Sprecherin. Es gebe genügend Dinge, die das Unternehmen für Contergangeschädigte tun könne. "Stattdessen entscheidet es sich für einen medienwirksamen Coup." Der Bundesverband wird der Einweihung trotz Einladung fern bleiben. Bei der Umsetzung sei der Verband nicht ernsthaft involviert worden, sagte die Sprecherin. Auch der Verein Contergan-Netzwerk kritisiert die Finanzierung des Denkmals durch Grünenthal und hat eine Demonstration angekündigt.

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