Schießplatz in Nordbrandenburg:Bundeswehrverband lehnt "Bombodrom" ab

Anwohner kämpfen schon seit 1992 gegen den geplanten Bombenübungsplatz der Bundeswehr. Jetzt hat sich auch der Bundeswehrverband auf die Seite der Kritiker geschlagen.

Die Stimmen gegen den geplanten Luft- Boden-Schießplatz in Nordbrandenburg mehren sich: Jetzt rief auch der Bundeswehrverband zum Verzicht auf.

Gegen das Bombodrom wird schon seit 1992 gekämpft, ddp

Gegen die Einrichtung des Bombodroms in der Kyritz-Ruppiner Heide wird schon lange protestiert.

(Foto: Foto: ddp (Archivbild, 2003))

22 Mal schon hätten Gegner die Nutzung des sogenannten Bombodroms gerichtlich verhindert, sagte das für die Luftwaffe zuständige Vorstandsmitglied Hartmut Schönmeyer der Neuen Osnabrücker Zeitung. "Da ist zu fragen, ob bis in alle Ewigkeit prozessiert werden soll." Die Bundeswehr will auf dem 14.000 Hektar großen Areal extreme Tiefflüge trainieren und Übungsbomben abwerfen.

Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) forderte in einem Brief an Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) das Ende der Pläne. Nach Angaben von Brandenburgs Regierungssprecher Thomas Braune hat Platzeck seinen Brief in Absprache mit dem Ministerpräsidenten Mecklenburg-Vorpommerns, Harald Ringstorff (SPD), verfasst. Zum Inhalt wollte er sich nicht äußern.

Verwaltungsgericht verbietet militärische Nutzung

Am Dienstag hatte das Potsdamer Verwaltungsgericht drei Musterklagen gegen den Bombenabwurfplatz stattgegeben und eine militärische Nutzung untersagt. Das Bundesministerium prüft die nächsten Schritte - ihm steht der Gang in weitere Instanzen offen.

Anwohner und Tourismusbranche kämpfen seit 1992 erbittert gegen die Pläne. Der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rainer Arnold, stärkte dagegen Jung erneut den Rücken. "Das Ministerium hat Recht, wenn es auf die Qualität des Standortes verweist", sagte Arnold der Frankfurter Rundschau.

Die Bundesvorsitzende der Grünen, Claudia Roth, sagte laut einer Mitteilung: "Wenn selbst der Bundeswehrverband das Bombodrom für entbehrlich hält, dann sollte auch Verteidigungsminister Jung sich nicht länger verkämpfen und die Bundeswehrpläne für die Kyritz- Ruppiner-Heide einstampfen."

"Wir werden es auch ohne Bombodrom schaffen"

Der Bundeswehrverband sieht keine Probleme für die Ausbildung der Luftwaffe, falls das Bombodrom-Übungsgelände nicht in Betrieb geht. Es gebe keinen Grund zur Besorgnis, sagte Schönmeyer der Neuen Osnabrücker Zeitung. "Wir haben bisher ohne den Übungsplatz Wittstock gelebt, wir werden es auch weiter schaffen." Die "Hochwertausbildung" der Piloten finde ohnehin in Holloman in New Mexico statt.

Weitere Übungsmöglichkeiten, unter anderm auch Szenarien mit Bombenabwurf, gebe es seit vielen Jahren im Süden Sardiniens auf dem Nato-Übungsplatz Decimomanu, sagte Schönmeyer. Zudem stehe die Pilotenausbildung in einem vernünftigen Verhältnis von Simulator-Stunden und echtem Flugbetrieb. Außerdem gebe es die Option, den aufgegebenen Übungsstandort Goose Bay in Neufundland kurzfristig erneut zu nutzen.

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