"Scharia-Polizei":Mutig gegen den PR-Gag von Wuppertal

Die Politik hat schnell reagiert auf die Islamisten, die mit "Scharia-Polizei"-Westen durch Wuppertal liefen. Das war nicht falsch - bringt den Protagonisten aber Aufmerksamkeit. Entscheidend ist die Haltung der Muslime gegenüber den Extremen.

Kommentar von Stefan Braun, Berlin

Man kann nicht sagen, dass die Politik nicht reagiert hätte. Sie hat sehr schnell geantwortet auf jenes Dutzend Islamisten, die vor allem mit einem Propaganda-Video über ihre Scharia-Polizei in Wuppertal binnen Stunden republikweit Aufsehen erregt haben. Der Bundesinnenminister von der CDU, der Bundesjustizminister von der SPD, der Chef der größten Regierungsfraktion - alle haben sofort erklärt, dass das inakzeptabel ist und nicht toleriert wird. Auf die Provokation folgt eine glasklare Antwort.

Doch so richtig diese Reaktion ist, so sehr bewirkt sie vor allem, dass diese Islamisten fürs Erste noch populärer werden. Der Staat reagiert, wie die sich das gewünscht haben: Durch die zornigen Reaktionen dürfen sie sich richtig wichtig fühlen. Die Äußerungen aus der Politik sind deshalb nicht überflüssig, aber sie lösen noch nicht das große Problem, das sich hinter dem Dutzend Salafisten und ihrem PR-Gag von Wuppertal auftürmt.

Entscheidend ist, dass die Muslime in Deutschland dem Spuk eine klare Haltung entgegensetzen. Dass sie den Mut haben, dagegen aufzustehen. Und dass sie keine anderen Gesetze als die der Bundesrepublik für sich gelten lassen. Der islamische Extremismus kann überhaupt nur bezwungen werden, wenn niemand mit ihm sympathisiert oder ihn auch nur heimlich duldet. Das gilt für die Muslime in Deutschland genauso wie für die Muslime im Nahen und Mittleren Osten.

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