Schanghai:Chinesen protestieren gegen den Transrapid

Menschen demonstrieren gegen den Transrapid - was sich wie eine Meldung aus München anhört, kommt dieses Mal aus China. Auch in Schanghai haben die Bürger Bedenken gegen die Magnetschwebebahn.

In China haben sich Proteste gegen den geplanten Ausbau der weltweit einzigen kommerziellen Transrapidstrecke verschärft. Die Polizei in Schanghai löste am Sonntag eine Kundgebung in der Innenstadt auf.

Schanghai: "Wir haben keine Angst": Trotz des ruppigen Vorgehens der Polizei protestierten in Schanghai 1000 Menschen gegen den Transrapid

"Wir haben keine Angst": Trotz des ruppigen Vorgehens der Polizei protestierten in Schanghai 1000 Menschen gegen den Transrapid

(Foto: Foto: Reuters)

Auf der belebten Einkaufsstraße Nanjing Dong Lu im Zentrum der Stadt hatten sich mehrere hundert Anwohner am Nachmittag (Ortszeit) "gegen die Magnetschwebebahn" ausgesprochen und vereinzelt Schilder mit einem durchgestrichenen Zug hochgehalten.

Aufgebrachte Anwohner hatten bereits in der Vorwoche und am Samstag an verschiedenen Orten in Schanghai demonstriert. Der Protestzug am Sonntag wurde bereits nach wenigen Minuten von mehreren Dutzend Polizisten gestoppt und auseinander getrieben.

Ein Mann wurde zu einer Polizeistation gezerrt und auf dem Weg von einem Polizisten auf den Rücken geschlagen. Teilnehmer beklagten das ruppige Vorgehen. "Wir haben keine Angst", sagte eine Demonstrantin.

Beteiligte sprachen von mehr als 1000 Teilnehmern am Sonntag und noch deutlich mehr Demonstranten am Samstag bei einer Kundgebung vor dem Rathaus. Dort seien Teilnehmer von der Polizei in Busse geführt und weggeschafft worden.

Angst vor Strahlung

Es handelt sich vor allem um Anwohner, die in Zukunft nahe der verlängerten Transrapidstrecke wohnen werden. Sie fürchten Gesundheitsschäden durch elektromagnetische Strahlung, Lautstärke und Erschütterungen, sowie eine Wertminderung ihrer Immobilien durch die Nachbarschaft zur schnellen Magnetbahn.

Die örtlichen Behörden bestreiten eine mögliche Gesundheitsgefährdung durch den Transrapid. Wegen früherer Proteste war der Ausbau der in Deutschland von einem Konsortium um Siemens und Thyssen-Krupp entwickelten Magnetbahn zwischenzeitlich gestoppt und die geplante Streckenführung angepasst worden.

Der inzwischen überarbeitete Plan sieht eine 31,8 Kilometer lange Verbindung vor, drei Kilometer kürzer als ursprünglich vorgesehen. Die neuen Pläne sollen derzeit ausliegen, um die Ansichten von Bürgern zu sammeln.

Die neue Streckenführung wurde offiziell damit begründet, dass sie dicht bevölkerte Stadtgebiete meide. Zu den nächsten Häusern sei eine größere Pufferzone geplant.

Die Kosten für die Verlängerung könnten sich dadurch auf 500 Millionen Yuan (46,6 Millionen Euro) pro Kilometer mehr als verdoppeln. Den Plänen zufolge soll die Strecke vom Flughafen Pudong über die derzeitige Endhaltestelle und den Südbahnhof zum zweiten Flughafen Hongqiao führen. Es gibt auch Pläne, sie über 175 Kilometer bis in die Stadt Hangzhou in der Provinz Zhejiang zu verlängern.

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