Saudi-Arabien:Zuerst die Monarchie

Dem Prinzen geht es nicht um Frauenrechte, sondern um die Macht.

Von Paul-Anton Krüger

Seit Sonntag dürfen Frauen in Saudi-Arabien Auto fahren. Das ist das augenfälligste Symbol für die tief greifenden Veränderungen, die das konservative Königreich auf Betreiben seines jungen Kronprinzen durchläuft. Weite Teile der sehr jungen Bevölkerung begrüßen die gesellschaftliche Öffnung und Modernisierung - viele sind auch dafür, die Stellung der Frauen zu verbessern.

Das Verbot stand wie nichts anderes für Rückständigkeit und die Benachteiligung von Frauen. Es war ein Zeugnis dafür, wie sich der Staat nach 1979 in die Hand ultrakonservativer Kleriker begab - ein Imageproblem und ein Hindernis für wirtschaftliche Entwicklung und Reformen, die Mohammed bin Salman nun anstrebt. Das Grundproblem jedoch bleibt: das System der männlichen Vormundschaft. Frauen brauchen für viele wichtige Lebensentscheidungen noch immer das Einverständnis eines Mannes. Der Kronprinz hat angekündigt, das zu überprüfen.

Aktivistinnen aber, die es wagen, Rechte einzufordern, landen unter Vorwänden noch immer im Gefängnis. Der Kronprinz passt sein Reich Zwängen an, die niedrige Ölpreise und das Bevölkerungswachstum entfalten. Seine Agenda ist der Erhalt der Monarchie, nicht die Gleichberechtigung von Frauen oder gar umfassende politische Beteiligung der Untertanen. Paul-Anton Krüger

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