Süddeutsche Zeitung

Saudi Arabien:Saudi-Arabien nimmt offenbar Mitglieder der Königsfamilie fest

  • Saudi-Arabien hat offenbar zwei Mitglieder der Königsfamilie festgenommen, Grund sei eine vermeintliche Verschwörung gegen König Salman und seinen Sohn und Thronfolger Mohammed bin Salman.
  • Einer der Inhaftieren war Anwärter auf die Thronfolge bevor bin Salman dies wurde.
  • Der Kronprinz hat bereits mehrfach Familienmitglieder inhaftieren lassen. Kritiker werfen ihm vor, dass er damit seine Macht zementieren wolle.

Saudi-Arabien hat einem Medienbericht zufolge zwei Mitglieder der Königsfamilie festgenommen. Grund sei eine vermeintliche Verschwörung gegen König Salman und seinen Sohn und Thronfolger, Prinz Mohammed bin Salman. Das Wall Street Journal berichtete unter Berufung auf nicht identifizierte Quellen, Wächter des Königshofes hätten am frühen Freitagmorgen einen Bruder des Königs, Prinz Ahmed bin Abdulasis al-Saud, und einen Neffen, Prinz Mohammed bin Najef, zuhause festgenommen. Beiden werde Verrat vorgeworfen. Sie sollen einen Putsch zur Entmachtung des Königs und von Kronprinz Mohammed bin Salman geplant haben, ihnen drohe lebenslange Haft oder die Todesstrafe. Saudische Behörden äußerten sich zunächst nicht dazu. Ein Mitglied der königlichen Familie und einer ihr nahestehenden Person bestätigte gegenüber der New York Times die Verhaftungen.

Mohammed bin Najef war einst mächtiger Chef der saudischen Antiterroreinheiten und Kronprinz bis 2017, als König Salman ihm den Titel entzog und seinen Sohn als Thronfolger nominierte. Mohammed bin Salman, der als Kronprinz für die alltäglichen Regierungsgeschäfte zuständig ist, wurde vom Westen für die Einführung von Sozialreformen gepriesen. Er will Saudi Arabien wirtschaftlich und gesellschaftlich reformieren, bei politischen Freiheiten aber blockt er ab. Er zog auch scharfe Kritik auf sich, weil er hart gegen mutmaßliche Kritiker vorgeht.

Spätestens nach dem Tod des saudischen Dissidenten und Kolumnisten der Washington Post, Jamal Khashoggi, im saudischen Konsulat in Istanbul im Oktober 2018 geriet bin Salman in die Kritik. Ein saudisches Mordkommando, von dem die Führung in Riad nichts gewusst haben will, hatte den Kolumnisten getötet. Sein Leichnam wurde bis heute nicht gefunden. Bin Salman wurde vorgeworfen, Verbindungen zur Ermordung Khashoggis zu haben. Ein saudisches Gericht verurteilte fünf Menschen zum Tode, zog aber keine hochrangigen Offiziellen zur Verantwortung.

Mohammed bin Salman sagte in einem BBC-Interview, er übernehme die "volle Verantwortung" dafür, weil die Tat von Mitarbeitern der saudischen Regierung begangen worden sei. Er bestritt aber, persönlich involviert gewesen zu sein. Den Mord bezeichnete er als "abscheuliches Verbrechen". Auf die Frage, ob er angeordnet habe, Khashoggi zu töten, der ihn in seinen Kolumnen kritisiert hatte, antwortete der Kronprinz: "Absolut nicht." Die Tötung Khashoggis sei "ein Fehler" gewesen.

Kronprinz Mohammed hat bereits mehrfach Familienmitglieder inhaftieren lassen. So wurden im Jahr 2017 in einem Hotel in Riad Hunderte mächtige Geschäftsleute und Mitglieder der königlichen Familie festgenommen, angeblich wegen Korruptionsvorwürfen. Für Kritiker des Kronprinzen war dies nur eine Konsolidierung seiner Macht. Viele der damals Inhaftierten gaben später an, gefoltert und körperlich misshandelt worden zu sein. Sie seien gezwungen worden, im Austausch für ihre Freilassung Milliarden von Dollar ihres Privatvermögens zu überweisen.

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