Saudi-Arabien verkauft die Welt für dumm und hofft, dass es so kurz vor Weihnachten niemand mehr mitbekommt. Dabei ist das Urteil im Fall des ermordeten saudi-arabischen Journalisten Jamal Khashoggi eine Unverschämtheit.
Ein Gericht hat am Montag fünf Männer zum Tode verurteilt - und die Drahtzieher freigesprochen. Darunter sind die beiden Hauptverdächtigen, der ehemalige Vizechef des Geheimdienstes und der Medienberater des Kronprinzen. Die Ermittlungen sollen zudem ergeben haben, dass es keinen vorsätzlichen Mord gab; die Entscheidung, Khashoggi zu töten, sei "spontan" gefallen. Die Schuld wird den Killern vor Ort gegeben, und die Leute im Hintergrund bleiben unbehelligt.
Eine Planung von langer Hand, die bis in die saudische Hauptstadt Riad, vielleicht sogar ins Königshaus reicht, wie die UN-Sonderberichterstatterin Agnès Callamard vermutet, soll es nicht gegeben haben, sagt das Gericht. Und das, obwohl die Beweislast erdrückend ist. Mit diesem Urteil gibt man sich nicht einmal mehr die Mühe, den Anschein zu erwecken, als sei Saudi-Arabien jemals an einer wirklichen Aufarbeitung des Mordes interessiert gewesen. Das liegt wohl auch daran, dass die internationale Staatengemeinschaft kaum ernsthafte Konsequenzen zog.
Nun will Riad die Affäre für beendet erklären - und schützt damit den mächtigsten Mann im Land. Denn alle Drahtzieher hatten unmittelbaren Kontakt zu ihm: Kronprinz Mohammed bin Salman.