Saudi-Arabien:Festnahmen im Königreich

Lesezeit: 1 Min.

In der saudischen Presse wird die 28-jährige Frauenrechtlerin Loujain al-Hathloul als "Verräterin" beschimpft. Seit Jahren setzt sie sich dafür ein, dass auch Frauen ans Steuer dürfen. (Foto: oh)

Die Behörden werfen sieben Aktivisten, darunter prominente Frauenrechtlerinnen, verdächtige Kontakte vor.

Von Dunja Ramadan, München

In Saudi-Arabien sind sieben Aktivisten festgenommen worden, darunter mehrere prominente Frauenrechtlerinnen. Die Verhaftungen kommen zu einem überraschenden Zeitpunkt, denn eigentlich hatte es zuletzt so ausgesehen, als würden die gesellschaftlichen Freiräume größer. So will das Königreich in gut einem Monat, am 24. Juni, Frauen als letztes Land der Welt das Autofahren erlauben. Das saudische Innenministerium teilte auf Twitter mit, dass die Festnahme wegen verdächtiger Kontakte zu ausländischen Akteuren und Unterwanderung der Regierung erfolgt sei. Den Aktivisten wird vorgeworfen, Personen in hohen Regierungspositionen angeworben zu haben und mit "nationalen und religiösen Prinzipien" brechen zu wollen. Damit hätten sie die Sicherheit, Stabilität und den gesellschaftlichen Frieden untergraben wollen. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International spricht hingegen von einer "empörenden Hetzkampagne", die den Versprechen des Kronprinzen Mohammed bin Salman, das Land zu erneuern, widerspreche.

Für seine Reformen hatte der Thronfolger zuletzt viel Lob auch von Aktivisten erhalten. Nicht zuletzt von der ebenfalls festgenommenen Loujain al-Hathloul, die noch vor wenigen Monaten den Kronprinzen lobte: Seine Äußerungen, die Menschenrechtslage in Saudi-Arabien verbessern zu wollen, seien "beruhigend und spiegeln ein klares Interesse an internationalen Standards wider." Sie sagte aber auch, die Ernsthaftigkeit seiner Aussage könne dadurch bewiesen werden, dass Fälle politischer Gefangener wieder aufgerollt werden. Nun sitzt die 28-Jährige selbst im Gefängnis. Bereits 2014 war al-Hathloul zwei Monate in Haft, weil sie gegen das Fahrverbot für Frauen verstoßen hatte.

Experten glauben, Riad wolle mit den Festnahmen verhindern, dass die Aktivisten den Stichtag des 24. Juni als eigenen Erfolg darstellen - und auf diese Weise die Autorität des Kronprinzen untergraben, der sich als Reformer des autokratischen Königreichs gibt. Bereits im September 2017 wurden Human Rights Watch zufolge einige der jetzt Verhafteten angewiesen, nicht mit Medien über die historische Entscheidung zu sprechen.

Viele von ihnen setzen sich seit Jahren für die Abschaffung der Vormundschaftsgesetze ein, die immer noch bestehen. Frauen sind dazu verpflichtet, die Erlaubnis eines männlichen Verwandten einzuholen, um zu arbeiten oder zu reisen.

© SZ vom 22.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: