Satellitenbilder:Rauchschwaden über Nordkoreas wichtigstem Atomlabor

Plant Nordkorea die Wiederaufnahme von Plutonium-Produktion für den Bau von Atomwaffen? Der nordkoreanische Doktator Kim Jong-un hat dies mehrfach angedroht.

Produziert Nordkorea wieder Plutonium für den Bau von Atomwaffen? Der nordkoreanische Doktator Kim Jong-un hat dies mehrfach angedroht.

(Foto: dpa)
  • US-Geheimdienste gehen davon aus, dass der nordkoreanische Reaktor möglicherweise wieder in Betrieb ist.
  • Bei voller Leistung könnten dort pro Jahr sechs Kilo Plutonium hergestellt werden - genug für eine Atombombe.
  • Ein neues Propagandavideo des Regimes zeigt, wie südkoreanische Regierungsgebäude durch Raketenangriffe zerstört werden.

Von Hanna Spanhel

Satellitenbilder lassen nach Angaben von Wissenschaftlern des US-Korea-Instituts auf "verdächtige Aktivitäten" in einem nordkoreanischen Atomlabor schließen. Auf den Aufnahmen seien Rauchschwaden über dem Nuklearkomplex Yongbyon zu sehen - und zwar in genau dem radiochemischen Laborkomplex, in dem früher Plutonium für den Bau von Nuklearwaffen produziert wurde. Ob diese Aktivitäten tatsächlich im Zusammenhang mit einer Wiederaufnahme der Plutonium-Produktion stehen, ist unklar, heißt es auf dem Portal "38 North", das vom US-Korea-Institut der John Hopkins Universität betrieben wird.

2007 hatte Norkorea eigentlich ein internationales Abkommen unterzeichnet und die Produktion waffenfähigen Plutoniums in Yongbyon daraufhin eingestellt; im Gegenzug bekam das Land Hilfslieferungen. Das Regime in Pjöngjang hatte allerdings bereits 2013 angekündigt, den stillgelegten Reaktor wieder in Betrieb zu nehmen.

Auch US-Geheimdienste gehen davon aus, dass der Reaktor wieder hochgefahren werden kann - oder bereits wieder mit eingeschränkter Leistung betrieben wird. So mutmaßte US-Geheimdienstdirektor James Clapper noch Kurzem, dass Nordkorea wohl "binnen Wochen oder Monaten" weiteres Plutonium aus einem Reaktor im Atomforschungszentrum in Yongbyon gewinnen könnte. Bei vollem Betrieb könnten dort pro Jahr sechs Kilo Plutonium hergestellt werden - genug für eine Atombombe.

Spannungen zwischen USA und Nordkorea nehmen seit Wochen zu

Die Erkenntnisse der Wissenschaftler vom US-Korea-Institut fallen in eine Phase, in der die Beziehungen zwischen Nordkorea und den USA ohnehin extrem angespannt sind. Seit Nordkorea im Januar zum vierten Mal einen Atomwaffentest und weitere Raketentests durchgeführt hatte, verschärfte sich der Ton auf beiden Seiten zunehmend. Seit März sind zudem gemeinsame Militärmanöver der USA und Südkoreas im Gange, die größer angelegt waren als noch in den vergangenen Jahren.

Nordkorea wertet diese Manöver offenbar als direkte Bedrohung. Die Führung in Pjöngjang stellte ein Ultimatum, wonach sich Südkorea für die Militärmanöver mit den USA entschuldigen müsse, und intensivierte in den vergangenen Wochen vor allem seine Propaganda-Attacken gegen die USA und Südkorea.

Sogar mit militärischen Schritten droht Pjöngjang: Ein neues Propagandavideo zeigt, wie südkoreanische Regierungsgebäude durch Raketenangriffe zerstört werden. Die Geschosse schlagen in der Videosimulation unter anderem im Blauen Haus ein, dem südkoreanischen Präsidentensitz in Seoul. "Wenn das Ultimatum unbeantwortet bleibt", lautet der Titel des Films. Am Ende des 88-sekündigen Streifens wird auf Koreanisch eine Warnung eingeblendet: "Alles wird zu Asche werden."

Norkorea simuliert in Propagandavideos Raketenangriffe auf die USA und Südkorea

Das Video simuliert einen bizarr-anmutenden Militärangriff: Panzer, auf denen Soldaten mit geballten Fäusten sitzen, wehende Fahnen, und leuchtende Raketen, die auf die Millionenstadt Seoul zufliegen. Mal ist es Tag in dem Film, mal Nacht. Und immer wieder werden große Gebäude gezeigt, die in einem Feuerball explodieren - und anschließend in dunklen Rauchschwaden verschwinden. Das Ganze ist einfach produziert und untermalt mit Musik, die ein bisschen an Jahrmarkt erinnert - einer Mischung aus Marschkapellen, hohen Frauenstimmen und schnellen Synth-Pop-Rhythmen.

Der Propagandafilm ähnelt einem Video, der Ende März auf der selben Internetseite in Nordkorea erschienen war. Darin wurde ein Rakentenangriff auf die US-Hauptstadt Washington simuliert - und die Zerstörung wichtiger Regierungsgebäude und des Kapitols. "Wenn US-Imperialisten sich nur einen Zentimeter auf uns zubewegen, werden wir sie umgehend mit Atomwaffen angreifen", lautete damals die Drohung. Die Bilder zeigten eine brennende US-Flagge, die Musik ähnelt der im nun veröffentlichten Film.

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