Sarkozy im Abwind:Der kleine Nick

Gerne inszenierte sich Nicolas Sarkozy als glamouröser Macher, nun muss er das Präsidentenamt an "monsieur normal", François Hollande, abgeben. Wie konnte Super-Sarko das passieren? Seine Karriere in Bildern.

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Gerne inszenierte sich Nicolas Sarkozy als glamouröser Macher, nun muss er das Präsidentenamt an "monsieur normal", François Hollande, abgeben. Wie konnte Super-Sarko das passieren? Seine Karriere in Bildern.

Vorbei ist es mit dem Optimismuspräsidenten: Erst unterlag er bereits in der ersten Runde der Präsidentschaftswahl dem sozialistischen Herausforderer François Hollande, nun hat er auch die Stichwahl und das Präsidentschaftsamt verloren.

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Seine politische Laufbahn begann Sarkozy noch vor seinem 20. Geburtstag bei der konservativen Partei RPR (hier: 1998 mit dem Parteivorsitzenden Philippe Séguin), wo er quasi sofort diverse Ämter übernahm. 1977 wählte ihn der Pariser Vorort Neuilly-sur-Seine zum jüngsten Bürgermeister Frankreichs. Mit 43 Jahren wurde Sarkozy Generalsekretär unter Parteichef Philippe Séguin.

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Sein Lieblingsthema war von Beginn an die innere Sicherheit. Damit politisierte und polarisierte er, so dass ihm bei der Regierungsumbildung 2002 unter Premier Jean-Pierre Raffarin das Innenministerium zufiel. Und nicht genug: Der Kabinettsneuling ließ sein Ressort gleich um ein paar Verantwortlichkeiten erweitern, frei nach seinem Motto: "Ich erwarte nicht, dass man mir etwas gibt. Ich nehme es mir einfach."

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Als Innenminister inszenierte sich Sarkozy als Hardliner und vertrat die Maxime "Null Toleranz". In seiner Amtszeit sorgte er für massive Polizeipräsenz, weitete die Vollmachten der Polizei aus und ließ illegale Einwanderer rigoros abschieben. Seine Maßnahmen waren umstritten - aber erfolgreich. Die Kriminalitätsrate in Frankreich sank.

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Seine Partei RPR hatte sich inzwischen unter dem Dach der UMP mit anderen Parteien zusammengeschlossen, auch Sarkozy engagierte sich in der Sammelbewegung. 2004 wurde er mit 85,1 Prozent zum neuen Vorsitzenden gewählt. Bei einem Kongress im Pariser Vorort Le Bourget feierten 40.000 Anhänger den Minister wie einen Superstar, es ist ein Parteitag nach amerikanischen Vorbild.

Die Zeitungen titelten trotzdem ganz französisch "Napoleon Sarkozy" - vielleicht weil der Parteivorsitzende nur 1,65 Meter groß ist.

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Vielleicht aber auch weil Sarkozy mit seinen Ambitionen nicht hinter dem Berg hielt. In einem Interview sagte er, er denke nicht nur morgens beim Rasieren daran, Präsident zu werden. Das Dumme: Noch war Sarkozys ehemaliger Mentor Jacques Chirac Präsident - ein Mann, mit dem sich Sarkozy schon lange nicht mehr besonders grün war.

Nach Sarkozys Wahl zum Parteivorsitzenden zwang Chirac den Rivalen zur Aufgabe seines Ministeramtes, doch innerhalb der UMP hatte der damalige Präsident keine Machtbasis mehr. Eine Regierungskrise in der Folge des EU-Referendums (die Franzosen hatten die EU-Verfassung mehrheitlich abgelehnt) ebnete Sarkozy zudem den Weg zurück in die Regierung: Als Innenminister und zweitwichtigster Mann kehrte er 2005 ins Kabinett zurück.

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Nicht alle freuten sich über die Rückkehr. In den überwiegend von Migranten bewohnten Banlieues hat Sarkozy wenig Fans. Als es nach dem Tod zweier Jugendlicher im Pariser Vorort Clichy-sous-Bois zu schweren Ausschreitungen kam, heizte Innenminister Sarkozy die Stimmung weiter an, indem er ankündigte, die Vororte "mit dem Hochdruckreiniger von Gesindel zu reinigen".

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Auch Einwanderern und Ausländern, die sich angeblich nicht integrieren wollten, will Sarkozy den Ausgang zeigen. 2006 setzte er deswegen eine Verschärfung des Einwanderungsrechts durch. Maßnahmen wie diese und Zitate wie der Spruch vom Kärchern machten aus Sarkozy den bekanntesten konservativen Politiker Frankreichs. Niemand war überrascht, als er im November 2006 seine Bewerbung für die Präsidentschaftskandidatur der UMP erklärte.

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Seine Rivalen Dominique de Villepin und die Chirac-Vertraute Michèle Alliot-Marie hielten nicht allzu lange dagegen. Nach den gewonnenen Grabenkämpfen ließ sich Sarkozy Anfang 2007 zum Präsidentschaftskandidaten der Konservativen küren. Nolens volens unterstützte ihn dann sogar sein ehemaliger Ziehvater Chirac.

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Sarkozy gewann die Wahl deutlich gegen die Sozialistin Ségolène Royal - und war damit endlich da, wo er seit Jahrzehnten hinwollte. Als Präsident konnte er im Mai 2007 in den Élysée-Palast einziehen. In Paris und anderen Städten kam es nach seiner Wahl jedoch zu gewalttätigen Protesten auf den Straßen - dass Sarkozy sich in seiner Siegesrede als Versöhner präsentierte, überzeugte keinen mehr.

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Für Entrüstung sorgte der frisch gewählte Präsident mit einem Kurzurlaub auf der Luxus-Yacht eines befreundeten Industriellen. Ursprünglich hatte er angekündigt, die Tage nach der Wahl ins Kloster gehen zu wollen - der feudale Trip nach Malta bestätigte diejenigen, die Sarkozy für oberflächlich, machthungrig und gierig hielten.

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Sarkozys erste Gesetzesvorlage beschäftigte sich - wie könnte es anders sein - mit innerer Sicherheit: eine Strafrechtsreform, die unter anderem härtere Strafen für Wiederholungstäter vorsieht. Ansonsten kündigte der neue Präsident an, alles anders zu machen als seine Vorgänger. So schaffte er zum Beispiel das traditionelle Präsidenteninterview ab, mit der Begründung, er wende sich nicht nur am Nationalfeiertag an seine Bürger.

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In den folgenden Monaten und Jahren gab Sarkozy den Hansdampf in allen Politikfeldern. Überall stieß er Reformen an, viele davon sind erfolgreich. Doch seine Wähler sind vergrätzt, denn bei vielen kommt deren Wirkung nicht an.

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Das lag natürlich nicht nur an Sarkozy, sondern auch an der andauernden Wirtschaftskrise. Weil der Präsident lange so getan hat, als könne er jede Krise meistern, wurde er dafür verantwortlich gemacht, es nicht zu können.

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Ebenfalls unbeliebt machte sich der Präsident durch seine privaten Eskapaden. 2007, gerade zum Präsidenten gewählt, trennte er sich von Ehefrau Cécilia.

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In Ex-Model und Sängerin Carla Bruni fand er eine neue Partnerin. Nicht, dass die Franzosen Bruni nicht mögen. Doch ihnen missfiel, dass Sarkozy seine neue Beziehung öffentlich inszenierte und der Glamour des Politiker-Promi-Paares immer wieder die politische Agenda überdeckte.

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Bei den Regionalwahlen 2010 haben die Franzosen ihren Unmut klar ausgedrückt. Die UMP des Präsidenten kam auf nur 26 Prozent der Stimmen, 21 der 22 europäischen Regionen Frankreichs werden seither von den Linken regiert.

FRANCE-POLITICS-GOVERNMENT-PARLIAMENT

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Doch nicht nur der Präsident selbst ist in der Bevölkerung unbeliebt - es häuften sich Skandale und Skandälchen in Sarkozys Regierung, so dass beim reformgeplagten Volk der Eindruck entsteht, "die da oben" lassen es sich gut gehen. So bestellte sich ein Staatssekretär Zigarren für 12.000 Euro (auf Kosten des Steuerzahlers), sein Kollege rechnete 116.500 Euro für einen Privatjet ab. Am gefährlichsten für den Präsidenten war der Fall Bettencourt, der Arbeitsminister Éric Woerth (im Bild) in Bedrängnis brachte.

FRANCE-POLITICS-BETTENCOURT-WOERTH

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Ursprünglich war es einmal um einen Familienstreit um das Vermögen der L'Oreal-Erbin Liliane Bettencourt (links) gegangen. Die 87-Jährige hatte einem Fotografen fast eine Milliarde Euro geschenkt, weswegen ihre Tochter Françoise Meyers-Bettencourt versuchte, ihre Mutter entmündigen zu lassen - mit Hilfe von Gesprächsmitschnitten. Diese hatten die Privatfehde zur Staatsangelegenheit werden lassen, da sie Arbeitsminister Woerth belasteten, bei einer Steuerhinterziehung geholfen zu haben. Im November 2010 musste sich Woerth schließlich aus dem Amt zurückziehen.

Woman gather near caravans inside an illegal camp of travelling people in Indre, near Nantes

Quelle: REUTERS

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Während es in der Regierung intern kriselte, zeigte Sarkozy nach außen unverminderte Härte: Der Präsident selbst regte eine Debatte über die nationale Identität an - Kritiker stuften seine Äußerungen teilweise als fremdenfeindlich ein.

Einen regelrechten Feldzug führte Sarkozy gegen die Roma. 2010 ließ er in ganz Frankreich illegale Camps der Minderheitengruppe räumen und Hunderte Einwanderer nach Bulgarien und Rumänien abschieben.

RNPS IMAGES OF THE YEAR 2011

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Auch mit dem Burka-Verbot konnte sich Sarkozy durchsetzen. Seit Ende 2010 dürfen Muslima in Frankreich keinen Ganzkörperschleier mehr tragen. Im Frühjahr 2011 wurde das Verbot präzisiert: Auch die teilweise Verschleierung des Gesichts steht seitdem unter Strafe.

France's President Nicolas Sarkozy and Libyan leader Muammar Gaddafi leave the room after the signature of 10 billion euros of trade contracts in Paris

Quelle: REUTERS

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Keinen großen Gefallen getan hat sich Nicolas Sarkozy mit seinem lange sehr engen Verhältnis zu Muammar al-Gaddafi. Noch Ende 2007 empfing er den den libyschen Diktator in Paris (Bild). Später stellte er sich an die Spitze der Staaten, die die libyschen Rebellen aus der Luft unterstützten und damit zu Gaddafis Sturz beitrugen.

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Quelle: AP

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Privates Glück im Hause Bruni-Sarkozy: Im Oktober 2011 kam die erste Tochter des französischen Präsidenten und seiner Frau Carla zur Welt. Die Geburt von Tochter Giulia verpasste Sarkozy wegen eines Gesprächs zur Eurorettung in Frankfurt.

Deutsch-franzoesischer Ministerrat

Quelle: dapd

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Insgesamt beherrscht die Wirtschaftskrise in Europa seit Monaten die Politik Sarkozys. Nach anfänglichem Zögern begann der deutsch-französische Motor im Kampf gegen den Zusammenbruch der Währungsunion an Fahrt aufzunehmen. Insbesondere die Beziehung zu Angela Merkel vertiefte sich, die Bundeskanzlerin machte ihre Unterstützung für Sarkozy im Präsidentschaftswahlkampf bereits deutlich.

Anfang 2012 bekam auch Sarkozy selbst die Krise zu spüren. Die Ratingagentur Standard & Poors entzog Frankreich die Bestnote AAA.

French soldiers remembrance ceremony

Quelle: dpa

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Leichten Aufwind - in Wahlumfragen wie in der Beliebtheit bei den Franzosen - bekam Nicolas Sarkozy nach den Terrorangriffen in Toulouse. Sogar die linksliberale Presse lobte Sarkozys besonnenes Vorgehen, nachdem der 23-jährige Mohamed Merah innerhalb von neun Tagen drei Soldaten, drei jüdische Kinder sowie einen jüdischen Religionslehrer erschossen hatte (hier kondoliert der Präsident Angehörigen der Opfer bei der Trauerfeier für die ermordeten Soldaten).

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Dass sich Sarkozy bei der Präsidentschaftswahl gegen seinen sozialistischen Konkurrenten Hollande wird durchsetzen können, ist weiterhin eher unwahrscheinlich. Falls er verliert, wolle er sich aus der Politik zurückziehen, hat Sarkozy angekündigt - und eine Menge Geld verdienen.

© sueddeutsche.de/bavo/liv
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