Sarah Palin: Wahlkampftour in Israel:Davidsterne überall

Sarah Palin inszeniert sich als Israel-Freundin, um bei den Wählern daheim zu punkten. Die republikanisch-christliche Klientel fühlt sich mit dem jüdischen Volk verbunden. Zudem hat US-Präsident Barack Obama Israel immer noch keinen offziellen Besuch abgestattet.

Peter Münch, Tel Aviv

Alles sollte natürlich sehr privat sein und ohne Presse. Deshalb ließ Sarah Palin auch schon Tage vorher vermelden, sie werde Israel still und heimlich zusammen mit ihrem Mann Todd einen Kurzbesuch abstatten. Als dann doch die Fotografen auf sie warteten am Flughafen und später an der Klagemauer, da zeigte sie sich fast erschrocken. Zum Glück aber hatte sie sich vorbereitet, intuitiv wahrscheinlich.

Sarah Palin Visits The Western Wall In Jerusalem

Sarah Palin gibt sich überrascht, dass die Presse auch da ist. Dabei hatte sie Bescheid gegeben, dass sie Israels heilige Stätten heimlich besuchen wird.

(Foto: Getty Images)

Als sie an der heiligsten Stätte des Judentums auftauchte, da baumelte um ihren Hals eine Kette mit Davidstern, so groß, dass sie jedem Rapper zur Ehre gereicht hätte. Und auch um passende Worte war die Dame nicht verlegen. Palin, so viel ist nun klar, liebt Israel - und umgekehrt kann das genauso gelten.

In Zeiten, in denen es um die israelisch-amerikanische Freundschaft nicht immer zum Besten steht, wird dieser Besuch als Verheißung inszeniert. Denn es ist ja nicht die Ex-Gouverneurin von Alaska und ehemalige Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin, die in Jerusalem Einzug hält. Es ist die Frau, die - auch wenn sie das noch nicht offiziell erklärt hat - Ende 2012 zur Präsidentin der Vereinigten Staaten gewählt werden will.

Der Weg zur Kandidatur führt für alle traditionell über Jerusalem. In den vergangenen Wochen waren deshalb schon ein paar republikanische Mitbewerber im Heiligen Land - Mitt Romney hat seine Aufwartung gemacht, Mike Huckabee und auch Haley Barbour. Es wurde also Zeit für Palin, hier zu punkten.

Die Außenpolitik gilt ja ohnehin nicht als ihre stärkste Seite. Im letzten Wahlkampf hatte sie sich legendär blamiert mit der Aussage, von ihrem Zuhause in Alaska aus könne sie Russland sehen. Bei allem Stolz auf ihre Heimatverbundenheit hat sie spät erkannt, dass Reisen bildet und ihren ersten Pass erst 2007 beantragt. Bis heute ist die Zahl ihrer Reiseziele übersichtlich geblieben, und auch die Liebe zu Israel war bislang nur eine Fernbeziehung.

Doch niemand kann ihr vorwerfen, dass sie sich nicht trotzdem immer wieder offen dazu bekannt hat. 2008 zum Beispiel, als sie mit backfischhafter Begeisterung den israelischen Friedens- und Frauenfreund Schimon Peres in den USA traf, da hat sie ihm berichten können, dass es in ihrem Gouverneursbüro in Juneau nur eine einzige Flagge gebe: die israelische.

Neben dem Davidstern um den Hals war die Flagge auch diesmal ihr Thema. "Auf meinem Schreibtisch, in meinem Haus, einfach überall" stehe bei ihr die israelische Fahne, bekannte sie nun - und kaufte in Jerusalem sogleich ein weiteres Exemplar. So überschäumend die Israel-Begeisterung Palins auch wirkt, verwunderlich ist sie nicht. Es gibt dafür ein ganzes Bündel ideologischer und pragmatischer Gründe.

Die Kernklientel

Denn Palin zielt damit neben der eher demokratisch gesinnten jüdischen Wählerschaft vor allem auf das Millionenheer der christlichen Fundamentalisten in den USA. Diese republikanische Kernklientel, die sich dem Heiligen Land und dem Staat Israel engstens verbunden fühlt, will Palin mit ihrer Art des christlichen Zionismus überzeugen.

Außerdem bietet sich das Thema Israel derzeit auch wunderbar an, um sich auf Kosten von Präsident Barack Obama zu profilieren. Denn gegenüber dem Amtsinhaber kann Palin nun gleich zwei Vorteile ausspielen: Erstens kann sie sich wegen ihres alttestamentarischen Vornamens als Erzmutter Israels präsentieren, während sich Obama schon durch seinen Mittelnamen "Hussein" verdächtig gemacht hat.

Zweitens ist sie nach Jerusalem gereist - auf den offiziellen Besuch des amerikanischen Präsidenten wartet Israel bis heute vergeblich. Unbeliebter als Obama ist jedenfalls in Israel seit langem kein US-Präsident mehr gewesen. Besonders übelgenommen wird ihm seine Kritik am Siedlungsbau. Wie anders agiert hier doch Palin, die schon vor langer Zeit bezweifelt hat, "dass die Obama-Administration irgendein Recht hat, Israel zu sagen, dass die jüdischen Siedlungen nicht expandieren dürfen".

Zur Klagemauer zog Palin nun in Begleitung des Likud-Politikers und Siedler-Lobbyisten Danny Danon. Und als ihr dort erklärt wurde, wie problematisch das Beten direkt an den muslimischen Heiligtümern auf dem Tempelberg sei, da fragte sie verwundert: "Warum entschuldigt ihr euch die ganze Zeit?"

Mit Premier Benjamin Netanjahu, der sie am Montagabend zum Dinner eingeladen hat, dürfte Palin auf einen Seelenverwandten treffen. Und bald schon, das hat sie versprochen, will sie wiederkommen nach Israel. Dann aber offiziell und nicht so unheimlich heimlich.

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