US-Demokraten:Sanders gibt auf

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Bernie Sanders steigt aus dem Rennen um die demokratische Präsidentschaftskandidatur aus. Voraussichtlich tritt Biden gegen Trump an. (Foto: MANDEL NGAN/AFP)
  • Bernie Sanders gibt im Rennen um die demokratische Präsidentschaftskandidatur auf.
  • Er hatte rechnerisch kaum noch Chancen und es wurde zunehmend schwerer, die Bewerbung in der Corona-Krise aufrecht zu erhalten.
  • Aller Voraussicht nach wird nun Biden der Herausforderer von Präsident Trump.

Von Hubert Wetzel, Washington

Der Vorwahlkampf der US-Demokraten ist vorbei, der Kandidat der Partei bei der Präsidentschaftswahl am 3. November wird aller Voraussicht nach der ehemalige Vizepräsident Joe Biden sein. Bidens letzter noch verbliebener Rivale, der Senator Bernie Sanders, gab seine Kandidatur am Mittwoch auf. Er könne keine Wahlkampagne fortführen, die keine Aussicht auf Erfolg habe, sagte Sanders. Mit seinen linken Positionen habe er jedoch die "ideologische Debatte" in der Partei gewonnen. Die wichtigste Aufgabe sei nun, den amtierenden Präsidenten Donald Trump zu schlagen, so Sanders.

Dass Sanders aufgeben musste, hatte vor allem zwei Gründe: Zum einen hatte der politisch weit links stehende Senator aus dem Bundesstaat Vermont rein rechnerisch gesehen kaum noch Chancen, bei den Vorwahlen die 1991 Stimmen von Parteitagsdelegierten zu gewinnen, die nötig sind, um Kandidat zu werden. Biden verfügt nach derzeitigem Stand über die Stimmen von 1217 Delegierten, Sanders nur über 914. Diese Lücke zu schließen, war praktisch unmöglich für Sanders, der in den jüngsten Vorwahlen zumeist sehr deutlich gegen Biden verloren hatte und in den Umfragen klar hinter diesem lag. Selbst enge Vertraute hatten Sanders daher in den vergangenen Tagen gedrängt, seine Kandidatur zu beenden.

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Der zweite Grund für Sanders Rückzug dürfte die Corona-Krise gewesen sein: Für den zurückliegenden Bewerber wurde es zunehmend schwierig zu erklären, warum er trotz der dramatischen Lage im Land weiterhin kandidiert. Die Absurdität dieser Situation wurde am Dienstag im Bundesstaat Wisconsin deutlich, wo inmitten der Corona-Pandemie die Vorwahl der Demokraten stattfand, bei der die Wähler persönlich in die Wahllokale gehen mussten. Viele Menschen standen stundenlang in Warteschlangen, nur um sich dann in einem engen Raum zu drängeln - in Corona-Zeiten ein gefährliches Verhalten. Für derartige Zustände wollten Sanders und die Demokratische Partei offensichtlich nicht noch einmal die Verantwortung tragen.

Biden braucht Aufmerksamkeit

Wann und wie die Demokraten Biden offiziell zum Kandidaten küren werden, ist noch offen. Der ursprünglich für Mitte Juli geplante Nominierungsparteitag ist auf August verschoben worden. Biden hat aber bereits davon gesprochen, dass die Versammlung auch dann wohl allenfalls virtuell stattfinden kann. Ob die noch anstehenden Vorwahlen, die zumeist auf Juni verschoben wurden, noch stattfinden oder mangels Wettbewerber gestrichen werden, ist ebenfalls unklar.

Für Biden bietet Sanders' Rückzug die Gelegenheit, sich nun auf Trump als Gegner zu konzentrieren. Der Präsident nutzt die Corona-Krise für tägliche Pressekonferenzen aus dem Weißen Haus, in denen er sich selbst lobt. Von Biden sehen und hören die US-Wähler dagegen fast nichts. In seinem Wahlkampfteam wird daher überlegt, ob Biden sich durch einen spektakulären Schritt Aufmerksamkeit verschaffen könnte - etwa durch die frühe Bekanntgabe einer Vizekandidatin. Biden hat bereits zugesagt, dass er zusammen mit einer Frau in den Wahlkampf gegen Trump ziehen wird.

© SZ vom 09.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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