Sanaa:Deutscher im Jemen entführt

Sandstorm in Yemen

Stammesangehörige verschleppten den Mann nach eigenen Angaben in der Hauptstadt Sanaa.

(Foto: dpa)

Ein deutscher Staatsbürger soll in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa verschleppt worden sein. Die Entführer wollen bei den Behörden die Freilassung von inhaftierten Angehörigen erpressen.

Im Jemen ist ein Deutscher entführt worden. Stammesangehörige verschleppten den Mann nach eigenen Angaben in der Hauptstadt Sanaa und brachten ihn nach Maarib, eine ihrer Hochburgen im Zentrum des Landes. Die Entführer forderten die Freilassung zweier Angehöriger. Diese säßen ohne Anklage im Gefängnis, sagten die Stammesangehörigen am Telefon zu Journalisten.

Das Auswärtige Amt in Berlin erklärte, ein Krisenstab des Hauses sei eingeschaltet und arbeite eng mit der Botschaft in Sanaa und den jemenitischen Behörden zusammen. Laut einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur Saba traf sich der jemenitische Außenminister am Sonntag mit einem deutschen Diplomaten in Sanaa, um die Bemühungen des "Innenministeriums und der Sicherheitskräfte um eine sichere Freilassung" der Geisel zu besprechen.

Im Jemen werden Ausländer immer wieder Opfer von Entführungen. Meistens stecken Stämme dahinter, die von der Zentralregierung Zugeständnisse erpressen wollen, wobei die Opfer vielfach unverletzt wieder freikommen. Auch mehrere Deutsche wurden in den vergangenen Jahren in dem arabischen Land angegriffen und verschleppt.

Zuletzt wurde im Oktober ein Leibwächter der deutschen Botschafterin im Jemen getötet, als er sich gegen einen Entführungsversuch zur Wehr setzte. Bei einem Anschlag im Dezember wurden in Sanaa 52 Menschen getötet, unter ihnen zwei deutsche Mitarbeiter der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ).

Dutzende Tote bei Kämpfen zwischen Stammesmilizen

Indes kommt der Nordjemen nicht zur Ruhe. Bei Kämpfen in Amran starben seit Freitag Dutzende Milizionäre auf beiden Seiten. Schiitische Houthi-Rebellen aus der nördlichen Provinz Saada sind in die südliche Nachbarprovinz vorgestoßen und haben dabei die strategisch wichtigen Städte Al-Chamri und Houth eingenommen.

Die Houthi-Rebellen, die sich zu einer saiditisch-schiitischen Glaubensrichtung bekennen, kämpfen seit 2004 für die Unabhängigkeit ihrer Siedlungsgebiete. Der Haschid-Stamm hängt dem Salafismus an, einer besonders rigiden Variante des sunnitischen Islams. Die religiösen Hintergründe werden aber bei Konflikten im Jemen meist von handfesten machtpolitischen Interessen überdeckt.

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