Brandanschlag 1992:Polizei nimmt früheren Neonazi-Chef von Saarlouis fest

Samuel Yeboah aus Ghana kam 1992 bei einem Brandanschlag ums Leben.

Samuel Yeboah aus Ghana kam 1992 bei einem Brandanschlag ums Leben.

(Foto: AFP)

Samuel Yeboah kam 1992 bei einem Anschlag auf ein Asylbewerberheim ums Leben - inzwischen läuft ein Prozess gegen den Hauptverdächtigen. Und die Ermittler gehen nun auch gegen den mutmaßlichen Anstifter vor.

Von Gianna Niewel, Frankfurt am Main

Nach einem tödlichen Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft in Saarlouis im Saarland vor mehr als 30 Jahren hat die Bundesanwaltschaft einen weiteren Verdächtigen festnehmen lassen: Peter St., 54 Jahre alt, der frühere Chef der regionalen Neonazi-Szene. Ihm werden Beihilfe zum Mord und zum versuchten Mord vorgeworfen.

Demnach soll St. in einem Gespräch in einer Gaststätte am Abend vor dem Brandanschlag im Jahr 1992 auf den mutmaßlichen Hauptbeschuldigten Peter Werner S. eingeredet und ihn so in seinem Tatentschluss bestärkt haben. Unter anderem soll er in Bezug auf die damaligen rassistischen Ausschreitungen im sächsischen Hoyerswerda gesagt haben: "Hier müsste auch mal so was brennen oder passieren."

Eine Tatbeteiligung hatte S. zunächst bestritten

Peter Werner S. muss sich seit November vor dem Oberlandesgericht Koblenz verantworten. Ihm wird vorgeworfen, im Anschluss an den Gaststättenbesuch zum Asylbewerberheim gegangen zu sein, dort Benzin verschüttet und angezündet zu haben. Damals war der 27 Jahre alte Ghanaer Samuel Kofi Yeboah ums Leben gekommen, seine Haut war zu 90 Prozent verbrannt. Mehrere Hausbewohner konnten sich nur retten, weil sie aus Fenstern sprangen, zwei brachen sich dabei Knochen.

Vor Gericht hatte Peter Werner S. zunächst bestritten, an der Tat beteiligt gewesen zu sein. Vor wenigen Wochen räumte er dann ein, dabei gewesen zu sein. Die Idee sei allerdings von einem dritten Szenemitglied gekommen, dieser habe auch das Benzin mitgebracht und das Feuer im Treppenhaus des Asylbewerberheims gelegt. Der Mann hat das als Zeuge vor Gericht bestritten.

Auch der nun festgenommene Peter St. war als Zeuge geladen worden, hatte sich aber auf sein umfassendes Zeugnisverweigerungsrecht berufen und geschwiegen. An diesem Dienstag soll er nun dem Haftrichter vorgeführt werden.

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