Samuel Kunz:Nazi-Verbrecher wurde womöglich getötet

Der mutmaßliche NS-Kriegsverbrecher Samuel Kunz starb kurz vor seinem Prozess im November - vermutlich keines natürlichen Todes. Die Staatsanwaltschaft Bonn ermittelt.

Der kurz vor seinem Prozess gestorbene mutmaßliche NS-Kriegsverbrecher Samuel Kunz ist möglicherweise getötet worden. Die Staatsanwaltschaft Bonn führt deshalb ein Todesermittlungsverfahren, wie Oberstaatsanwalt Robin Fassbender dem Nachrichtenmagazin Focus sagte.

Der damals 89-jährige Kunz stand auf Platz drei der Liste der meistgesuchten Kriegsverbrecher des Simon-Wiesenthal-Zentrums. Dem ehemaligen SS-Wachmann im Vernichtungslager Belzec wurde zehnfacher Mord und Beihilfe zum Mord in mindestens 430.000 Fällen vorgeworfen. Die meisten Opfer waren Juden. Bei einer Hinrichtungsaktion Mitte 1943 soll Kunz zwei Lager-Insassen nach deren Fluchtversuch erschossen haben.

Der Prozess gegen Kunz sollte im vergangenen November vor dem Landgericht Bonn beginnen. Kurz vor dem ersten Verhandlungstag starb er, angeblich an Herzversagen. Die Obduktion der Leiche habe jedoch Tod durch Unterkühlung ergeben, berichtete der Focus. Ein Anwalt habe zudem mit einer Strafanzeige Hinweise geliefert, die eine unnatürliche Todesursache nahelegen.

Kunz hatte im Rhein-Sieg-Kreis gelebt und bis zu seinem Ruhestand als Handwerker im Bundesbauministerium gearbeitet. Die Ermittlungen gegen ihn waren durch den Prozess gegen den mutmaßlichen NS-Kriegsverbrecher John Demjanjuk in München ins Rollen gekommen.

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