Gefährder:Sami A. in Tunesien auf freiem Fuß

Blick über die tunesische Hauptstadt Tunis. Hierher wurde Sami A. am 13. Juli von Düsseldorf aus abgeschoben. (Foto: AFP)
  • Der mutmaßliche Ex-Leibwächter von Osama bin Laden war am 13. Juli aus Deutschland abgeschoben worden, obwohl das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen das untersagt hatte.
  • In Tunesien kommt er nun aus der Haft frei. Die dortigen Behörden teilten mit, dass zurzeit keine Anschuldigungen gegen den Mann erhoben werden könnten.

Der aus Deutschland abgeschobene Islamist Sami A. kommt aus der Haft in Tunesien frei. Das teilte ein Sprecher der tunesischen Anti-Terror-Behörde am Freitag mit. Zurzeit könnten keine Anschuldigungen gegen den Mann erhoben werden. Er bleibe vorerst auf freiem Fuß, bis die Ermittlungen gegen ihn abgeschlossen seien.

Der mutmaßliche Ex-Leibwächter des Al-Qaida-Anführers Osama bin Laden ist am 13. Juli abgeschoben worden, obwohl das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen das untersagt hatte. Nun war A. seit zwei Wochen in Tunesien inhaftiert, wo ihm Folter drohte.

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) argumentiert, es habe das Fax vom Gericht erst erhalten, als A. schon im Flieger saß. Das Gericht macht dem Bamf und dem nordrhein-westfälischen Flüchtlingsministerium Vorwürfe: Sie hätten ihm vorgegaukelt, dass eine Abschiebung nicht unmittelbar bevorstünde. Die Richter haben die Aktion als "grob rechtswidrig" gerügt und verlangen, dass der 42-Jährige zurückgeholt wird. In der Kritik steht neben NRW-Flüchtlingsminister Joachim Stamp auch Bundesinnenminister Horst Seehofer, der in der Vergangenheit auf eine schnelle Abschiebung von Sami A. gedrängt hatte.

In Deutschland gilt der Mann als Gefährder, die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung konnte ihm aber nicht nachgewiesen werden. Entsprechende Ermittlungen wurden eingestellt. A. war 1997 zum Studieren nach Deutschland gekommen und lebte zuletzt mit Frau und Kindern in Bochum.

© SZ.de/AFP/dpa/jsa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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