Salvini und Orbán:Agenda der Abschottung

Zwei Freunde, die Brüssel und dem proeuropäischen Lager einen Strick um den Hals legen möchten.

Von Oliver Meiler

Matteo Salvini und Viktor Orbán verbindet eine "sehr schöne Freundschaft", wie sie es nennen. Sie muss schnell gewachsen sein, und sie hängt an einem einzigen Faden. Ihr erstes Treffen fand im vergangenen Sommer statt, in Mailand. Danach sagte der ungarische Premier: "Salvini ist mein Held." Der italienische Innenminister habe bewiesen, dass sich die Migration nicht nur auf dem Landweg blockieren lasse, wie Ungarn das vorgeführt habe. Sondern auch auf dem Seeweg.

Drei Wochen vor der Europawahl trafen sie sich nun erneut. Ziel ist es, aus dem dünnen Faden ein Seil zu drehen, das man dann gerne den Bürokraten in Brüssel und deren Fürsprechern aus dem proeuropäischen Lager um den Hals legen würde. Metaphorisch, versteht sich.

Für Salvinis "Internationale der Nationalisten" ist Orbán ein möglicher Brückenkopf. Noch gehört seine Partei Fidesz zur konservativen EVP-Fraktion im Europaparlament. Sollten Teile derer sich einer Koalition mit den Rechtspopulisten öffnen, dann könnte diese Freundschaft plötzlich zentral werden im politischen Leben des Kontinents. Gemeinsame Ideen für ein neues Europa haben Salvini und Orbán nicht. Doch sie drücken dem alten Europa ihre Agenda auf, und die handelt allein von Abschottung - zu Lande, zur See und in den Köpfen.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: