Gianluca Savoini:Salvinis Türöffner wird zur Belastung

Lesezeit: 2 min

Aus dem Archiv, aber immer noch aktuell: Matteo Salvini und Gianluca Savoini (im Hintergrund) bei einem Besuch in Moskau im Jahr 2014. (Foto: imago images / Independent Photo)

Gianluca Savoini ist ein langjähriger Weggefährte von Italiens Innenminister Salvini. Nun könnte eine Affäre um versuchte Parteifinanzierung mit Millionen aus Moskau beiden gefährlich werden.

Von Oliver Meiler

Der Klang ihrer Namen ist fast identisch, was natürlich noch gar nichts heißt: Salvini und Savoini. Doch manchmal verhaspeln sich selbst erprobte italienische Fernsehmoderatoren. Für Italiens Innenminister Matteo Salvini ist dieser Gianluca Savoini wie ein Schatten. Er verfolgt ihn, er trübt seinen schnellen Aufstieg. Er macht ihn auch nervös, und das ist man vom starken Mann in Rom wirklich nicht gewohnt.

Der 56-jährige Savoini, ein schmaler Mann mit schütterem Haar aus dem ligurischen Alassio, steht im Zentrum des "Moscopoli". So nennen italienische Medien die Affäre um eine versuchte Parteifinanzierung von Salvinis rechter Lega mit Millionen aus Moskau. Die Mailänder Staatsanwaltschaft ermittelt. Es gibt eine brisante Tonaufnahme, auf der man Savoini reden hört. Seitdem sie öffentlich ist, versucht Salvini fast hysterisch, von anderen Themen zu reden. Die Fragestunde dazu im Parlament hat er geschwänzt. Die Tapes und Thesen aus dem "Moscopoli" sind eben auch für Salvini, an dem sonst alles abperlt, eine Bedrohung. Alles wegen "Savo", wie sie Savoini bei der Lega rufen, und weil ihm der so nahesteht.

Italien
:Salvini weist eigene Küstenwache mit Migranten an Bord ab

Der italienische Innenminister will die 140 Menschen erst an Land gehen lassen, wenn die EU deren Verteilung auf ganz Europa festgelegt hat.

Sie kennen sich seit Anfang der Neunzigerjahre. Savoini, früher Mitglied einer rechtsextremistischen subversiven Gruppe, schloss sich damals der Lega an, wie das viele Weggefährten aus der Mailänder Faschistenszene taten. Einige Jahre arbeiteten beide für die Parteizeitung La Padania. Sie waren so eng, dass Savoini Salvini einen "Freund" nennt. Savoini heiratete eine Russin, verbrachte viel Zeit in Russland und gründete dann die Vereinigung "Lombardia Russia". Die Anschrift: Via Bellerio, Mailand, in demselben Haus, in dem die Lega ihren Parteisitz hat.

Als Salvini 2013 die Lega übernahm, wurde Savoini sein Sprecher. "Savo" sollte ihm aber vor allem russische Türen öffnen: als Sherpa, als Berater und Netzwerker. Er begleitete Salvini auf allen Reisen nach Moskau. Auch im vergangenen Oktober war er dabei, als Salvini, nunmehr italienischer Vizepremier, vor russischen Unternehmern redete. Wahrscheinlich hatte Savoini auch das Abendessen im Restaurant Ruski im 85. Stock eines Moskauer Hochhauses organisiert - und Salvinis Begegnung gleich im Anschluss daran. In der Agenda steht dazu: "massima riservatezza", topgeheim.

Die Tonaufnahme entstand am Morgen danach, im Moskauer Hotel Metropol. Salvini war auf dem Weg zum Flughafen, als sich Savoini und zwei weitere Italiener mit drei russischen Gewährsleuten zusammensetzten. Die Männer unterhielten sich über einen internationalen Öldeal, aus dem sich locker eine Kommission von 65 Millionen Dollar abzapfen lasse, die dann spurlos in die Parteikasse der Lega gelangen und deren Kampagne für die jüngsten Europawahlen finanzieren könne. Das war der Plan.

Als die Gespräche publik wurden, behauptete Savoini, das sei alles nur "Schlamm", eine "Schweinerei" - aber, ja: "Das ist meine Stimme." Salvini war bemüht, Savoinis Rolle kleinzureden. Der habe auf Reisen nie zur Delegation gehört, sagte er. Mit der Lega habe Savoini nichts zu tun. Es hörte sich so an, als sei der ein lästiger Einschleicher. Dumm nur, dass sich das mit vielen Fotos widerlegen ließ. Sie zeigen Savoini mit Salvini auf dem Roten Platz, Wange an Wange; mit Salvini und Politikern von Putins Partei Einiges Russland; mit Salvini und der gesamten italienischen Regierung beim Galadinner, das neulich in Rom für Putin ausgerichtet wurde. Offizieller geht es nicht.

Salvini ist in einer heiklen Lage. Räumt er offen ein, dass Savoini sein Brückenkopf nach Russland ist, hieße das, dass der im Metropol für ihn und seine Lega um Millionen feilschte. Savoini und Salvini: Das klänge nicht nur ähnlich, das wäre dasselbe. Streitet Salvini es ab, schmeißt man ihm die vielen Fotos um den Kopf und nennt ihn einen Lügner. Darum lenkt er lieber ab. Und hofft, dass die Sommersonne alle Schatten vertreibt.

© SZ vom 29.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Italien
:Römisches Drama

Lega-Chef Salvini steht kurz davor, die Populisten-Koalition zu sprengen. Doch er zögert, denn die Cinque Stelle könnten ein neues Bündnis bilden - sie flirten bereits mit den Sozialdemokraten.

Von Oliver Meiler

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: