Die im südenglischen Amesbury mit dem Nervenkampfstoff Nowitschok in Berührung gekommene Frau ist tot. Sie starb in einem Krankenhaus in Salisbury. Das teilte die britische Polizei am Sonntagabend mit. Es seien Mordermittlungen aufgenommen worden, erklärte Scotland Yard. Am Montagnachmittag trifft sich der Krisenstab der Regierung, das Cobra-Komitee, in London.
Die Frau hinterlasse drei Kinder, sagte der Leiter der britischen Antiterroreinheit. Ihr 45-jähriger Partner, der dem Gift am 30. Juni ebenfalls ausgesetzt war, befindet sich weiter in kritischem Zustand. Am vergangenen Wochenende waren beide in der südenglischen Region ins Krankenhaus eingeliefert worden, nachdem sie nach Erkenntnissen von Scotland Yard bei ihrer Vergiftung mit einem "kontaminierten Gegenstand" in Berührung gekommen waren.
Die britische Premierministerin Theresa May zeigte sich "entsetzt und schockiert": "Polizei und Sicherheitskräfte arbeiten mit Nachdruck, um die Fakten in dem Fall zu klären", sagte sie. Der Leiter der britischen Antiterroreinheit erklärte, der Tod der Frau bestärke die Entschlossenheit der Polizei, das Geschehen aufzuklären.
Inzwischen geht die Polizei davon aus, dass die beiden einen Behälter mit dem Nervengift berührt haben müssen. Die Dosis des Kampfstoffes sei sehr hoch gewesen, teilte Scotland Yard am Montag in London mit.
Britische Medien berichteten, dass beide Drogenkonsumenten waren. Sie könnten ein Fläschchen oder eine Spritze mit Giftresten gefunden haben, das beim Attentat auf den früheren russische Doppelagenten Sergej Skripal, 67, und seine Tochter Julia, 33, Anfang März in Salisbury verwendet wurde. Diese haben den Anschlag überlebt und leben nun an einem geheimen Ort. London bezichtigte damals Moskau, Drahtzieher des Angriffs gewesen zu sein, der Kreml stritt die Vorwürfe vehement ab. Nowitschok wurde in der früheren Sowjetunion hergestellt, später tauchte es in anderen Ländern auf.
Im Falle des vergifteten Paares sperrte die Polizei inzwischen sechs Areale in Amesbury und im 13 Kilometer entfernten Salisbury ab, in denen sich die beiden kurz vor den ersten Symptomen aufhielten. Dazu zählen eine Apotheke, eine Kirche und das Wohnhaus des 45-Jährigen. Das Hostel, in dem seine Freundin lebte, wurde evakuiert. Zudem werden 1300 Stunden Aufnahmen von Überwachungskameras ausgewertet, um herauszufinden, wo sich das Paar in den Stunden vor der Vergiftung aufhielt.