Die Justiz nimmt die salafistische Szene heute sehr viel ernster als noch vor ein paar Jahren, sie verfolgt jetzt auch Propagandadelikte und Spenden. So wie bei Sven Lau. Ihm wird keine Gewalttat zur Last gelegt. Er soll Kämpfern in Syrien Geld gegeben haben, 250 Euro, sowie Nachtsichtgeräte im Wert von 1440 Euro. Und er soll seine propagandistischen Fähigkeiten in ihren Dienst gestellt haben.
Das Kalkül der Justiz auf der einen Seite ist klar: So wie in den Siebzigerjahren die Aussteiger der linksterroristischen RAF zum öffentlichen Abschwören gebracht wurden, so geht es jetzt - auch - darum, die Unterstützerszene zu desillusionieren, ihre falschen Gewissheiten zu erschüttern und drohende Konsequenzen vor Augen zu führen. Hartgesottene wird man kaum umstimmen. Aber die Hoffnung ist, zumindest die Anziehungskraft dieser Szene zu mindern. Juristen sagen dazu Generalprävention, auch deshalb sind Gerichtsverhandlungen öffentlich.
Bernhard Falk auf der anderen Seite, der Mann im Parka, gibt den Unterstützern aus der Szene Tipps, wie man sich im Gericht verhält. "Wir stehen nicht auf vor dem Richter, also stehen wir schon auf, wenn er noch gar nicht da ist", sagt er zu einer der verschleierten Frauen. Die nickt eifrig: "Wir stehen nur vor Allah auf." So war es in München im vergangenen Jahr. Auch in Düsseldorf hat der ehemalige Bombenleger Falk mobilisiert: Er hat die Glaubensbrüder auf seiner Internetseite aufgerufen, zahlreich zum Gericht zu kommen. "Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, maximale Solidarität mit Bruder Abu Adam (S. Lau) zu zeigen!!!", schreibt er auf Facebook.
Laus Unterstützer sitzen dann getrennt im Saal, die einen ganz rechts, die anderen ganz links. Ganz einig sind sie sich nicht. Die eine Gruppe, von der keiner seinen Namen nennt, hält die Leute vom Islamischen Staat für "Idioten", sich selbst möchten sie nicht als "Salafisten" bezeichnen, "konservative Muslime" passe eher. Bernhard Falk hingegen warnt ein paar Meter weiter davor, "den islamischen Widerstand gegen Assad zu kriminalisieren".