Süddeutsche Zeitung

Salafismus:Warum allen voran die Muslime in Deutschland gegen Salafisten kämpfen müssen

Es ist ihre Religion, die da kaputt gemacht wird.

Kommentar von Matthias Drobinski

Sven Lau, der Salafistenprediger, sitzt nun vorläufig hinter Gittern, und das aus dem richtigen Grund. Er sitzt dort nicht wegen seiner spätpubertären Idee, in Wuppertal als Scharia-Polizei auf Streife zu gehen, nicht wegen seines Gelabers auf Youtube. Er sitzt dort wegen des Verdachts, den Terror des IS unterstützt und Menschen in den Krieg vermittelt zu haben. Es geht nicht um seine Meinung. Es geht um seine Taten.

Die Festnahme des einst ziellosen Kleinkriminellen zeigt aber auch, wie wenig in der salafistischen Szene noch Meinung und Tat zu trennen ist. Die Salafisten sind keine fromm-schräge Truppe, aus deren Reihen dann manche abgleiten und in den Krieg nach Syrien ziehen. Hier verknäulen sich Wort und Tat untrennbar, und das hat Methode. Denn gerade das Ineinander von verbaler und realer Aggression macht die Truppe bei wütenden und enttäuschten Jugendlichen attraktiv: Die reden nicht nur, die tun was.

Sven Lau hat nun ein faires Verfahren verdient - sich nicht als Opfer böser Islamfeinde stilisieren zu können, dürfte für ihn die Höchststrafe sein. Mindestens genauso wichtig wie die gute Arbeit von Polizei und Justiz ist aber der Kampf um die Herzen und Hirne derjenigen, denen bei den Salafisten Herz und Hirn gewaschen werden soll. Die ganze Gesellschaft muss ihn führen - allen voran die Muslime in Deutschland: Es ist ihre Religion, die da kaputt gemacht wird.

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Quelle:
SZ vom 16.12.2015
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